Im Interview mit dem GoingPublic Magazin erläutert Pierre Martin, Fondsmanager von URAM (Undiscovered Resources Asset Management, Genf), welche Metalle er grundsätzlich als besonders aussichtsreich erachtet und warum er Lithium und das Mineral Graphit derzeit favorisiert.

GoingPublic: Herr Martin, Investorenlegende George Soros hat das meiste von seinem Gold verkauft. Sie auch?

Martin: Wir sind ausschließlich im Bereich der Rohstoffe investiert. Da ist es praktisch nicht möglich, auf Gold zu verzichten. Ohnehin sind wir grundsätzlich positiv für Gold gestimmt, unter anderem, weil die Förderung Jahr für Jahr sinkt, aber auch wegen der sehr expansiven Geldpolitik der Notenbanken. Richtig ist aber auch, dass sich Gold in einer relativ engen Bandbreite bewegt und es derzeit wenig Anstoß für Steigerungen beim Preis gibt.

GoingPublic: Gilt das für alle Edelmetalle?

Martin: Nein, denn zum Beispiel bei Palladium zeichnet sich ein spürbarer Rückgang der Produktion ab. Viele Minen in Südafrika haben Probleme und können bei den jetzigen Preisen nicht mehr besonders profitabel arbeiten. Gleichzeitig sehen wir aber eine hohe Nachfrage der Industrie, insbesondere im Bereich Automotive. Gerade für Fahrzeuge mit Benzinmotor wird viel Palladium benötigt. Auch bei Platin sehen wir starke Nachfrage, hier auf der Dieselseite. Hinzu kommt die Nachfrage nach Platin als Material für die Schmuckherstellung. Bei beiden Metallen sehen wir aktuell Rekordstände bei den Long-Positionen.

GoingPublic: Sie erwähnen Long- und Short-Positionen. Ist es überhaupt sinnvoll, sich über fundamentale Gegebenheiten bei diesem oder jenem Rohstoff Gedanken zu machen, wenn jeden Moment eine Liquiditätswelle hereinbrechen kann, die Fundamentaldaten einfach wegspült?

Martin: Das ist in einigen Bereichen sicherlich ein Thema, übrigens auch in die andere Richtung, wenn die Liquidität wieder entzogen wird. Sie haben eingangs nach Soros gefragt – das ist ja so ein Beispiel. Mal wird Gold spekulativ in großen Mengen gekauft, derzeit treten zahlreiche Notenbanken als Käufer von beträchtlichen Mengen physischen Goldes auf. Solche Dinge lassen sich nur schwer voraussehen und hebeln fundamentale Analysen mitunter aus.

Pierre Martin, Fondsmanager URAM S.A. (Genf )
GoingPublic: Zurück zu den Edelmetallen: Sehen Sie Potenzial bei Silber?

Martin: Silber ist immer der kleine Bruder von Gold und wird zumeist dann gekauft, wenn den Investoren Gold zu teuer ist. Silber trifft überwiegend auf industrielle Nachfrage und spielt bei Schmuck kaum eine Rolle. Deshalb bevorzugen wir im Vergleich immer Gold. Das wird in industriellen Prozessen benötigt, ist als Schmuck gefragt und wird eben auch von Notenbanken als Sicherheit genutzt.

GoingPublic: Für welche Industriemetalle sehen Sie denn gute Aussichten?

Martin: In diesem Bereich finden wir Kupfer immer interessant. Kupfer ist so etwas wie ein Indikator für die Weltkonjunktur. Der Preis hat sich jetzt über mehrere Monate in einer engen Range bewegt. Wenn die globale Wirtschaft anzieht, wird Kupfer eine sehr gute Investmentidee sein. Prinzipiell sind wir auch für Aluminium positiv eingestellt. Hier sind die Signale aber widersprüchlich. Gestiegenem Bedarf stehen geringere Energiekosten bei der Herstellung vor allem in Nordamerika gegenüber, da dort die Gaspreise gefallen sind.

GoingPublic: Das Thema Seltene Erden kommt in regelmäßigen Abständen auf. Bieten sich hier Investmentchancen?

Martin: Nachdem derzeit die Produktion Seltener Erden fast ausschließlich in China erfolgt, erwarten wir in den nächsten drei bis fünf Jahren den Anlauf umfänglicher Förderung insbesondere in Nordamerika, Südamerika und Skandinavien. Dann wird es ein sehr ausreichendes Angebot geben. Viel spannender finden wir ein anderes Thema, nämlich Lithium.

GoingPublic: … also den Bereich Batterien und Energiespeicherung?

Martin: Genau. Wir sind der Ansicht, dass die Bedeutung von Lithium noch immer unterschätzt wird. Sowohl für die mobile Kommunikation, die Elektromobilität als auch die Energiespeicherung im großen Stil wird sich der Bedarf dieses Leichtmetalls vervielfachen. Gerade hat es eine große Übernahme gegeben: Chengdu Tianqi Industry aus China hat Talison, einen der weltweit größten Lithium-Produzenten mit Minen in Australien, zu einem sehr hohen Preis übernommen. Doch noch ist es ein relativ kleines Rohstoff-Segment. Es gibt eine Reihe aussichtsreicher Unternehmen, die bereits produzieren oder komplett finanziert sind und derzeit eine Produktion aufbauen.

GoingPublic: An welche Unternehmen denken Sie da?

Martin: Wir halten Canada Lithium, Orocobre, Lithium America und auch Galaxy Resources für sehr aussichtsreich. Diese Unternehmen werden in 18 bis 24 Monaten die Produktion anfahren oder neue Produktionen in Betrieb nehmen. Alle verfügen über sogenannte Offtake-Agreements, das heißt, ein großer Teil der Produktion ist bereits vertraglich verkauft. Diese Unternehmen stehen am Anfang ihrer Entwicklung und weisen von daher hohes Wachstumspotenzial auf.

GoingPublic: Warum machen die großen Minengesellschaften dieses Geschäft nicht selbst?

Martin: Dafür ist das Lithium-Business noch zu klein. Viele Claims haben sogar den globalen Unternehmen gehört, sie haben das abgegeben, weil es im Verhältnis zum Volumen zu viel Managementaufmerksamkeit und Know-how-Aufbau bindet. Zusätzlich zum Wachstum können so Investoren zu einem späteren Zeitpunkt von Übernahmephantasien profitieren. Das Gleiche gilt auch im Bereich Graphit, denn für die industriellen Anwendungen mit Lithium benötigt man auch immer Graphit. Auch in diesem Bereich gibt es viele aussichtsreiche Unternehmen, die bereits jetzt weit mehr sind als reine Explorer. Focus Graphite, Northern Graphite oder Flinders Resources sind Unternehmen, bei denen Produktionstermine näherrücken. Das Thema Lithium und Graphit ist deshalb für Investoren aussichtsreich.

GoingPublic: Herr Martin, vielen Dank für das interessante Interview.