Das einst als Rhein-Ruhr Energie AG firmierende Unternehmen Kofler Energies baute nicht zuletzt durch Zukäufe seine Stellung und Expertise auf dem Gebiet der Energieverbrauchsreduzierung und Energiekostenoptimierung sukzessive aus. Wir sprachen mit dem Vorstandsvorsitzenden Michael Lowak über die längerfristigen Perspektiven und die Zusammenarbeit mit der Immobilienwirtschaft.

 

GoingPublic: Herr Lowak, stellen Sie uns doch zu Beginn kurz einmal Ihre verschiedenen Geschäftsbereiche vor.

Lowak: Vor zwei Jahren hat das Management begonnen, das Unternehmen ganz auf das Thema Energieeffizienz hin auszurichten. Dabei steht das energieeffiziente Planen meist am Anfang. Dank unseres Know-hows auf diesem Gebiet – wir beschäftigen zurzeit 120 Ingenieure – können wir erhebliche Einsparungen realisieren und die dafür notwendigen technischen Lösungen auch selbst durchführen. Vor allem bei Gewerbeimmobilien und in der Quartiersentwicklung sehen wir eine große Nachfrage. Ein weiteres Standbein betrifft das Energiemanagement und Contracting. Dort gilt es zunächst, Verbräuche transparent werden zu lassen, denn nur so können Einsparungen am Ende bewertet und eingeordnet werden. In einem nächsten Schritt führen wir dann die notwendigen Optimierungen durch. Unser dritter Geschäftsbereich umfasst die Energiebeschaffung, wobei es hier unser Ziel ist, den nach der Optimierung gesunkenen Energiebedarf möglichst günstig einzukaufen.

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GoingPublic: Auf welchen Gedanken beruht dieses Geschäftsmodell?

Lowak: Alles, was wir tun, steht unter dem Leitbild der Energieeffizienz. Da Energie nicht zuletzt durch politische Rahmenbedingungen für viele Abnehmer immer teurer wird, sollte der Bedarf nach unseren Lösungen kontinuierlich ansteigen. Wir möchten uns dabei als One-Stop-Shop etablieren, als Partner für alle Aspekte der Energieeffizienz, der dieses Thema umfassend betrachtet. Auch aufgrund meiner persönlichen Erfahrungen bin ich vom Erfolg dieses Konzepts überzeugt.

 

GoingPublic: Wer sind Ihre Kunden?

Lowak: Die Immobilienwirtschaft ist für uns ein wichtiger und naheliegender Interessent: 40% des Gesamtenergieverbrauchs entfallen auf den Gebäudebereich. Hier liegt auch volkswirtschaftlich betrachtet ein gewaltiger Hebel, wenn man bedenkt, dass sich Einsparungen von bis zu 25% realisieren lassen. Die Industrie ist ein weiterer Kunde. Wichtig sind für uns auch die Filialisten, die nach den jüngsten Steigerungen der EEG-Umlage unter einem besonderen Kostendruck stehen. Zudem erreichen wir Hotels, Krankenhäuser und Schwimmbäder mit unseren Leistungen, also Unternehmen, für die die Energiekosten ein wichtiger Baustein der betriebswirtschaftlichen Kalkulation sind.

 

GoingPublic: Wie sieht Ihre bisherige Zusammenarbeit mit der Immobilienwirtschaft aus?

Lowak: Erst letztes Jahr konnten wir ein umfangreiches Projekt mit einem Immobilienportfolio-Manager erfolgreich abschließen. Insgesamt realisierten wir im vergangenen Jahr Einsparungen für etwa 300.000 Wohneinheiten. Alleine zwei Drittel der Nebenkosten sind energiebezogen, was das gewaltige Effizienz- und Optimierungspotenzial in diesem Bereich verdeutlicht. Früher herrschte bei vielen Immobiliengesellschaften die Einstellung vor, dass höhere Nebenkosten ganz einfach an den Mieter weitergereicht werden. Doch diese Haltung verändert sich, wenn man erklärt, dass auch der Wert einer Immobilie nach den durchgeführten Maßnahmen ansteigt.

 

GoingPublic: Wie sah es bei Ihnen mit dem Geschäftsverlauf aus, sprich: den Zahlen?

Lowak: Mit dem Verlauf und dem Abschluss des Jahres können wir durchaus zufrieden sein, auch wenn wir uns sicherlich bessere Rahmenbedingungen und ein klareres regulatorisches Umfeld gewünscht hätten. Dennoch konnten wir wie geplant ein positives operatives Ergebnis erzielen. Den Konzernabschluss werden wir Ende Mai vorlegen. Das Unternehmen ist darüber hinaus heute wesentlich breiter als noch vor einem Jahr aufgestellt. Auch das stimmt mich für die Zukunft optimistisch.

 

GoingPublic: Mit welchen Zielen sind Sie in das neue Jahr gestartet?

Lowak: Unser strategisches Ziel ist es, uns als das führende deutsche Energieeffizienzunternehmen zu positionieren. Gleichzeitig möchten wir erneut zweistellig beim Umsatz wachsen, und dies aus eigener Kraft. Inwieweit wir weitere Zukäufe tätigen werden, lässt sich heute noch nicht genau sagen und hängt auch vom weiteren Börsenumfeld ab. Auf Sicht der nächsten zwei bis drei Jahre wollen wir bei deutlich höheren Erlösen eine EBITDA-Marge von mindestens 4% erwirtschaften.

 

GoingPublic: Sind weitere Kapitalmaßnahmen oder der Wechsel in ein strenger reguliertes Börsensegment in nächster Zeit geplant?

Lowak: Wir betrachten den Entry Standard sicherlich als eine Zwischenstation. Mittelfristig sehen wir uns in einem anderen Segment, wobei derzeit intern noch über die Zeitachse diskutiert wird. Bis wann ein Wechsel in den regulierten Markt geplant ist, können wir voraussichtlich zur Jahresmitte beantworten. Die Entscheidung hängt nicht zuletzt davon ab, welche Optionen uns beim externen Wachstum zur Verfügung stehen. Je stärker wir uns bei weiteren Übernahmen engagieren, desto umfangreicher dürften wir auch den Kapitalmarkt in Anspruch nehmen.