Sanktionsmacht behindert Umsetzung

Angesichts immer kürzer werdender Planungs- und Entscheidungshorizonte sowie des allgemeinen Trends zur Beschleunigung sehen sich Unternehmen genötigt, Komplexität zu reduzieren. Doch die dafür notwendige Information und Kommunikation, Grundlagen der Informationsmacht, unterbleiben und werden aufgrund organisatorischen Stresses ausgeblendet.

Sanktionsmacht herrscht vor. Darauf reagiert die Organisation. Wenn nicht mehr gefragt wird, was die Unternehmensspitze gemeint oder entschieden hat, sondern vermutet wird, was sie gemeint haben könnte, treten eigene Interpretationen der Mitarbeiter an die Stelle ursprünglicher Entscheidungen. Die abstrakte Sanktionsmachtdrohung reicht zwar aus, dass Aktivitäten ausgeführt werden, denen man unterstellt, sie seien ziel- und organisationskonform. Eine Art vorauseilender Gehorsam, ohne nachzufragen, führt zwar zu Aktionen, doch bleibt zweifelhaft, ob diese der Umsetzung ursprünglicher Pläne und Entscheidungen dienen oder nicht.

Die Hierarchie stößt hier zu Lasten des Unternehmens offensichtlich an ihre Grenzen, denn so wie die Hierarchie durch Sanktionsmacht gekennzeichnet ist, ist Informationsmacht geradezu das Charakteristikum des Markts. Informationen werden ausgetauscht, um Marktpartner über Neues in Kenntnis zu setzen, aber auch, um sie zu beeinflussen. Und schon allein sich frei am Markt bildende Preise haben eine eminent starke Informationsfunktion, wie Nobelpreisträger F. A. von Hayek betont.

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Im Markt taucht Sanktionsmacht zunächst – neben dem gesetzlichen Ordnungsrahmen – nur als Vertragswerk zwischen Partnern auf. Der Trend zu Unternehmensnetzwerken wird zunehmen, schon allein um Komplexität zu absorbieren, Ressourcen und Fähigkeiten neu zu bündeln und zu entwickeln. Im Zusammenhang mit der Netzwerkfähigkeit, also der Bereitschaft und Fähigkeit zur interdisziplinären Zusammenarbeit, gewinnt die auf Vertrauen basierende Beziehung an Bedeutung. Und auch innerhalb des Unternehmens wird die Vertrauensorganisation an Stelle der Misstrauensorganisation, die allein auf Hierarchie und Sanktionsmacht basiert, treten müssen. Nicht zuletzt deshalb sind Arbeitsformen wie das Interim Management auf dem Vormarsch. Letztlich folgen Strukturen den Prozessen und nicht umgekehrt, weil unternehmensübergreifende Wertketten und die Prozesse, die das eigentliche Geschäftsmodell ausmachen, im Vordergrund der Überlegungen stehen.