Bei der Neuemission ad pepper Media konnte die konsortialführende HVB keine Prognose aufstellen, die sechs Wochen lang bestandsfähig war. Was waren das noch goldene Zeiten! Niemand möge die HVB darob kritisieren. Noch vor kaum mehr als einer Woche war die Welt des deutschen Steuerzahlers (beinahe) in Ordnung. Geld, Gold ein sorgenfreies Leben lauerten den Mehrheit nach dem Wahltag. Ein Haus, ein Auto, ein Boot für jeden. Ich vergaß: außer für die Bezieher von Millionenabfindungen, meine sehr verehrten Damen und Herren, und das sage ich in aller Deutlichkeit! Nun sollen Zigaretten höher besteuert werden. Cohibas auch?
Wäre die Regierung ein Vorstand und hätte sie die Äußerung: „Die verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte werden weiter steigen“ in einer Hauptversammlung gemacht, könnte man sie voraussichtlich des Straftatbestands der Falschaussage bezichtigen. § 400 AktG läßt grüßen.
Doch nun wird uns dank Haushaltsschieflage (Ja, gewiß, Herr Minister, die gibt es nicht. Nur eine temporäre Konsolidierungslücke) eine Abmahnung aus Brüssel ins Haus stehen, im schlimmsten aller Fälle ein horrendes Bußgeld. Den frischgewählten Sachverwaltern des Volkes mag es egal sein, da sie die Buße nicht privat berappen müssen. Genau wie ein Vorstand, der die Offenlegungsfristen der Börse für seine Geschäftsberichte versäumt und deshalb zu Lasten seines Arbeitgebers eine Strafe überweisen muß. Macht ja nichts, sagen sich Vorstände und Regierende, ist ja nicht unser Geld. Und bis zu den nächsten Wahlen stehen letzteren genügend vakante Stellen bei Landesbanken, Fördervereinen, Stadtwerken und kommunalen Entsorgungsbetrieben bereit.
Welcher Politiker wagt es nun noch, von „der Wirtschaft“, speziell von „dem Mittelstand“ Neueinstellungen, Investitionen, nachhaltiges Wirtschaften, solide und verläßliche Prognosen für den Kapitalmarkt etc. zu erwarten, wenn der Statt nicht mit gutem Beispiel vorangehen kann? Was würden Investoren einem Vorstand entgegnen, der einen Business-Plan präsentiert, der genau so labil aussieht wie die Prognosen der Rentenversicherung? Planmäßig steigende Fehlbeträge trotz seit Jahrzehnten absehbarer (Bevölkerung-)Entwicklung? Keine Angst, das Unternehmen Rentenversicherung wird um jeden Preis erhalten bleiben. Man bedenke, wie viele Arbeitsplätze es bietet.
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Die GoingPublic Kolumne erscheint jeweils montags, mittwochs und freitags in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.