Überträgt man diese Idee auf die aktuelle wirtschaftspolitische Situation, so kommt man schnell zur Lösung der drängenden Fragen, insbesondere bei den leeren Staatskassen. Angenommen, Hans Eichel würde zurücktreten und die Aktienmärkte prozentual in gleicher Weise reagieren wie beim Lafontaine-Rücktritt.
Aktuelle Situation:
Neuverschuldung (Bund 2002): 34,6 Mrd. Euro,
Regierungskoalition: Rot-Grün,
Finanzminister: Hans Eichel,
Stand des Dax-Future ca.: 3.300 Punkte,
Eurex-Margin (Sicherheitsleistung) für 1 Dax-Future-Kontrakt: 9.000 Euro,
Eine Steigerung von 1 Punkt beim Dax-Future entspricht: 25 Euro
Für Schröder sähe die Kalkulation wie folgt aus:
Ein Rücktritt bzw. Entlassung von Hans Eichel würde beim Dax-Future (obiges Szenario unterstellt) einen Tagesgewinn von 5 % beim Dax bzw. 165 Punkten bedeuten (3.300 Punkte x 5 %). Mit einem Kontrakt ließen sich somit 4.125 Euro Gewinn in nur einem Börsentag realisieren (165 Punkte x 25 Euro). Doch so einfach ist es nicht, benötigt werden schließlich 34,6 Mrd. Euro. Dafür wären dann rund 8,38 Mio. Dax-Future-Kontrakte nötig (34,6 Mrd. Euro / 4.125 Euro). Die Eurex wurde eine Margin von rund 75,4 Mrd. Euro (8,38 Mio. Kontrakte x 9.000 Euro) verlangen. Eine Staatsgarantie in entsprechender Höhe sollte jedoch genügen. Würde Schröder entsprechend handeln, d.h. Eichel entlassen und direkt zuvor mit 8,38 Mio. Dax-Future-Kontrakten Long gehen, dann wäre also innerhalb eines einzigen Tages der gesamte Bundeshaushalt 2002 saniert.
Sie denken jetzt, das genügt nicht und ist zu riskant. Dann bleibt nur folgendes Szenario:
Die gesamte Bundesregierung tritt zurück und der Dax (-Future) gewinnt am ersten Tag nicht 5 %, sondern 10 % (konservativ geschätzt) und Schröder stellt die Long-Positionen erst einige Tage später glatt. Somit kämen nicht 34,6 Mrd. Euro, sondern mindestens 69,2 Mrd. Euro in die Staatskasse. Dabei wären die Kursgewinne der Folgetage noch gar nicht berücksichtigt. Damit könnte nicht nur der 2002er sondern mindestens noch der 2003er Bundeshaushalt gerettet werden. Zudem müßten keine weiteren Einsparungen getätigt und die Bürger nicht weiter geschröpft werden. Edmund Stoiber hätte dann leichtes Spiel…
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Die GoingPublic Kolumne erscheint jeweils montags, mittwochs und freitags in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.