Friede, Freude, Eierkuchen! Das war noch vor wenigen Wochen eine vortreffliche Gemütsbeschreibung des hartgesottenen Neuer Markt-Spekulanten. Wie hätte es auch anders sein sollen, der Index der deutschen Wachstumswerte kannte schließlich nur eine Richtung, und die ging nach Norden (respektive oben). Jede noch so kleine Korrektur wurde sofort zu Nachkäufen genutzt, länger als zwei Tage am Stück ging es im Januar oder Februar eh nie abwärts. Super Performance also garantiert!
Doch wie warnte GoingPublic an dieser Stelle bereits im Februar? Je schlimmer der (Höhen)-Rausch, desto schlimmer der Kater! Und der Höhenrausch ging bekanntlich noch ein kleines Stückchen weiter! Kein Wunder daher der rasante Abschwung in dieser Woche, der gestern mit gut 8 % Minus im Nemax All Share-Index einen vorläufigen Höhepunkt fand. Wie war noch das Sprichwort hierfür? Wenn drei Gorillas gleichzeitig durch eine schmale Tür wollen?
Doch nun mal alle Ironie beiseite gelegt, die Lage ist schließlich nicht ohne Dramatik. Einige Neuer Markt-Titel haben von ihrem (kurzzeitigen) Hochs in nur wenigen Wochen bereits über die Hälfte ihres Börsenwertes eingebüßt. Die hier beste Lösung – zukaufen, halten oder verkaufen – ist im Einzelfall natürlich wieder die „eine Million Mark Frage“, die selbst bekannte 0190er-Nummern hinter der Fassade ihrer Slogans wie „Was steigt am Freitag?“ und „3 mal 500 %-Chance“ nicht beantworten können.
In der Gesamtbetrachtung dürfte aber eines dennoch klar sein: Der Markt braucht nach der phänomenalen Kursrallye seit Oktober eine Atempause. Ob diese den Nemax nochmals ein oder zwei Etagen tiefer bringt, sollte den langfristig engagierten Anleger sowieso kalt lassen. Die schlaflosen Nächte darf er getrost den kurzfristigen Tradern überlassen, die wahrlich vor schweren Wochen stehen könnten. Doch an den langfristig positiven Faktoren hat sich nun mal nur wenig verändert.
Die GoingPublic-Kolumne erscheint börsentäglich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.