Mal reagieren die Anleger positiv, dann wieder negativ auf die neuesten Geschäftszahlen von Unternehmen XYZ. Ist das die Aktienkultur, die wir brauchen? Wohl kaum. Wer langfristig an der Börse Erfolg haben möchte, der sollte sich auch die Mühe machen, langfristig zu denken.
Mit dem Blick auf die letzten drei Monate dürfte das kaum gelingen. Erstens ist nichts älter als die Zahlen für das letzte Quartal, und zweitens geht es derzeit um ganz grundsätzliche Fragen, die mit einem passenden Anlagehorizont zu tun haben. Wohin geht die Wirtschaft nächstes Jahr, wo steht die Börse dann und was sind die Besonderheiten der nächsten Jahre, die vor uns liegen?
Das wären Fragen, die wirklich eine Rolle spielen, deren Beantwortung allerdings auch nicht ganz leicht fällt. Nach den Kursgewinnen der letzten sechs Monate wird die Versuchung groß sein, Gewinne auch mal einzufahren – schließlich sind nur realisierte Gewinne auch echte Gewinne. Dies wird die Volatilität in naher Zukunft weiter steigern und die Gefahr einer Trendumkehr in sich tragen.
Damit wären die Perspektiven, die über die aktuelle Quartalsberichterstattung hinausgeht, alles andere als klar. Gehen wir von der Sommer- über die Herbst- etwa direkt in die Jahresendrallye über? Nächste Woche Montag ist erst einmal 16ter Jahrestag des Schwarzen Montags 1987. Wenn kommende Woche glimpflich vorüber zieht, wird man sich auf das Jahresende besinnen können – und eine Jahresendrallye ist nun mal erste (Anleger-)Bürgerpflicht.
Daher: Spielen wir also mit, solange das Spiel nach den Regeln der letzten Monate gespielt werden kann. Und diese lauteten: Sei dabei! Wenn sich die Rahmenbedingungen ändern, sollten die Spieler aber auch nicht vergessen, daß die Spielregeln an der Börse nun mal dynamisch und nicht statisch sind. Ein Blick auf die Jahre 2000 bis 2003 dürfte das untermauern. Selten wurden in so kurzer Zeit so viele für fix geltende Börsenweisheiten gebrochen wie zuletzt. Also auf ein Neues!
Die GoingPublic Kolumne erscheint zweimal wöchentlich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.