Der MG-Chef, der dank einiger kurzer Einsätze bei strauchelnden Unternehmen vor einigen Jahren schon als „Soldat der Deutschen Bank“ apostrophiert wurde, wollte sich lediglich eine lächerliche Milliarde Euro Volumen für Wandelanleihen genehmigen lassen, um das nötige Kleingeld für diverse Einkäufe zu haben.
Wo man hierzulande daran gewöhnt ist, daß irgendwelche Kleinstaktionäre lautstark protestieren, aber ehedem nichts am vorgedruckten Beschlußverkündungsritus des Hauptversammlungsleiters zu ändern vermögen, müssen die Vorgänge bei MG geradezu aufschrecken. Hat es doch einer dieser Opponenten mit dem nötigen Gewicht (nach eigener Aussage: „10 + x %“) im Konzert mit einigen anderen uneinsichtigen Konsens-Ausscherern geschafft, daß die nötige 75 %-Mehrheit eben nicht zustandekommt. Haben hier die Mechanismen der „Deutschland AG“ versagt? War keine Großbank zur Stelle, um die Aktionäre wirksam unter Druck zu setzen? Höchste Zeit, daß das Aktiengesetz geändert wird! Herr Bundeskanzler, könnten Sie da nicht mal eben eingreifen? Auch MG hat schließlich Arbeitnehmer!
Nun wollen diese kleingeistigen Querulanten plötzlich wissen, warum außerordentliche Erträge seit Jahren zu den ordentlichen Stützen des Jahresergebnisses gehören und wie es tatsächlich um den Wert ihres Unternehmens bestellt ist. Fehlt ihnen doch offensichtlich die große Vision, die sich dank der Akquisitionschancen ergeben wird, könnte, oder zumindest soll, die das weit vorausschauende MG-Management verstärkt zu nutzen wünscht – oder besser: wünschte? Neukirchen will trotz des Neins seiner Kapitaleigner groß einkaufen, egal, wieviel Zinsen die Kapitalbeschaffung kostet, auch wenn „der Schaden für das Unternehmen, und damit auch für Sie, verehrte Aktionäre, (…) bei mehreren Millionen Euro pro Jahr (liegt).“
Die Erfahrung lehrt, daß man mit Akquisitionen sehr, sehr viele Millionen Euro Schaden anrichten kann. Der Verzicht auf den kapitalbindenden Zukauf von Volumen spart von vorne herein Finanzierungskosten und schont die Kasse, die dann für das operative Kerngeschäft sinnbringend verwendet werden kann. Kein Vorstand sollte vergessen, daß er mit dem Geld der Aktionäre hantiert, die ihrerseits nicht verpflichtet sind, ihm nach seinem Belieben Nachschub zu beschaffen.
Vielleicht sollte auch diesbezüglich ein Ruck durch Deutschland gehen.
Die GoingPublic Kolumne erscheint jeweils montags, mittwochs und freitags in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.