Rückblick: Im März titelten viele US-Nachrichten „Erster Zuwachs von Arbeitsstellen seit 7 Monaten“. Dummerweise wurden die Februar-Daten dann von +66.000 auf -2.000 revidiert (einen Monat später nochmals auf -4.000). Zumindest die digitalen Medien konnten die Schlagzeilen retrospektiv ausbessern. Im April hieß es dann „Erster Zuwachs von Arbeitsstellen seit 8 Monaten“; doch auch die März-Daten wurden später von +58.000 auf -21.000 revidiert. Wieder mußten die Überschriften in den Medien korrigiert werden, soweit möglich versteht sich.
Nun, im Mai sind angeblich 43.000 Stellen in der US-Industrie neu entstanden, also: „Erster Zuwachs von Arbeitsstellen seit 9 Monaten“. Eine Fragezeichen wäre angebracht. Denn niemand glaubt wohl wirklich fest daran, daß diese Zahl die endgültige sein wird. Sind im April also endlich neue Jobs entstanden?
Aufgrund des überraschend hohen Wachstums beim US-Bruttoinlandprodukt von 5,8 % (annualisiert) im ersten Quartal kam es zu Begeisterungsstürmen. Doch die dürften voreilig gewesen sein. Die endgültige Zahl wird erst in einem Jahr feststehen, eine turnusmäßige Revision im Rahmen einer zweiten Schätzung ist noch für den 24. Mai terminiert. Einiges spricht dafür, daß die US-Behörden – aus welchen Gründen auch immer sei dahingestellt – auch hier zu optimistisch sind. Man darf im übrigen noch auf endgültige 2001er BIP-Zahlen gespannt sein. Die bisherigen besagen, daß es per definitionem gar keine Rezession in den USA gegeben hatte, da nur ein Quartal (Q3) wirklich negativ war. Wahrscheinlicher ist jedoch, daß auch Q4/2001 (bislang noch positiv) in der finalen Schätzung ein Minuszeichen bekommen wird, weil die Regierung die persönlichen Einkommen der US-Bürger völlig falsch, nämlich zu hoch, einberechnet hat. Die Differenz könnte in Absolutbeträgen bei bis zu 100 Mrd. US-$ liegen.
Zum Lachen ist aber folgendes: In einer monatlichen Umfrage stellt das Conference Board den sogenannten Help Wanted-Index fest. In 51 überregionalen großen Zeitungen werden die Anzeigen gezählt, in denen privat nach Arbeitshilfen gesucht wird. Nicht allzu schwierig, sollte man meinen. Doch auch die Februar-Daten dieses Index wurden von 50 (zunächst gemeldet) auf 46 korrigiert. Was praktisch überhaupt keinen Sinn macht. Der zunächst gemeldete, angewachsene Indexstand im Verbund mit den für Februar gemeldeten, angeblichen 66.000 neuen Stellen suggerierte bei Investoren einen deutlich verbesserten Arbeitsmarkt in den Staaten. Hoffentlich nur eine Fehlfunktion.
Die GoingPublic Kolumne erscheint jeweils montags, mittwochs und freitags in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.