Die Veröffentlichung von Ad hoc-Meldungen war schon des öfteren in der Diskussion. Diese werden nicht nur oft als neuartiges Werbemedium mißbraucht, sondern erweisen sich nur allzuoft als „Jack in the Box“. Denn einige Firmen schmücken Ad hoc-Meldungen mit unnötigen und unsinnigen Floskeln, die sich beim genaueren Hinsehen als Gewinnwarnung entpuppen.
Steag HamaTech veröffentlichte gestern abend eine Mitteilung, in der das Unternehmen zunächst die Verlagerung von Produktionsteilen aus den USA nach Deutschland bekanntgab. Besonders kompetent klingt dann der Satz „… Stärkung des Produktionsstandortes Sternenfels und der Bündelung der Kräfte innerhalb der Unternehmensgruppe.“ Im zweiten Abschnitt wird Jack dann aus der Box gelassen – schlechtere Margen und ein hoher Verlust bei der amerikanischen Tochtergesellschaft.
Die Metabox-Vorstände Domeyer, Ebeling und Kochan, heißen zwar nicht mit Vornamen „Jack“, doch den Beinamen hätten sie alle verdient. Das Unternehmen revidierte am 28. September die Umsatz- und Gewinnprognose für 2000 nach unten, nachdem die Planungen zuvor mehrfach voreilig hochgeschraubt und noch im September in einer TV-Sendung von Stefan alias „Jack“ Domeyer bekräftigt wurden. Statt etwa 100 Mio. Euro sollen nun nur ca. 35 Mio. Euro umgesetzt werden. Ob die zuvor vollmundig verkündeten Aufträge nun 2001 oder 2002 umsatzrelevant werden, wurde nicht mitgeteilt. Zahlreiche Fragen bleiben offen. Während Rainer Kochan, Vorstand für Marketing und Vertrieb, nach der Veröffentlichung eines Großauftrages sich im Mai noch gerne vor die Kamera von GoingPublic-TV stellte, sind die Vorstände (Jacks) nun in der Versenkung (Box) verschwunden. Seit der Gewinnwarnung stehen die Vorstände trotz mehrerer Anfragen nicht für ein Interview zur Verfügung.
Bei der Analyse von „Kretztechnik“-Meldungen läuft man sogleich Gefahr, an einer gefährlichen Hautkrankheit zu erkranken. Die Neun-Monats-Zahlen der 3D-Ultraschall-„Experten“ haben es in sich. Der Umsatz ging gegenüber dem Vorjahreszeitraum um über 3 % zurück. Das EBIT betrug 0,1 Mio. Euro, nach 5,9 Mio. Euro im Vorjahr. Da kam es auch nicht mehr darauf an, daß man sogar “EBIT” noch falsch geschrieben hatte. Doch in den Zahlen des Vorjahres war ein außergewöhnlicher Einzelauftrag im Rahmen des durch die Vereinten Nationen geförderten "Oil for Food"-Geschäfts enthalten, so das Unternehmen.
Mächtig verschätzt hatten sich auch die Vorstände von Allgeier. „Jack“ korrigierte am heutigen Morgen die Erwartungen für das laufende Geschäftsjahr deutlich nach unten und wird sich „strategisch neu orientieren“! Die Aktie verlor daraufhin über 50 % ihres Wertes. Nach nur drei Monaten am Neuen Markt sprechen die prognostizierten Umsatz- und Ertragseinbrüche nicht gerade für die Prognose- und Planungskompetenzen von „Jack“, sondern eher für mathematische Kenntnisse auf dem Stand eines Grundschülers.
Die GoingPublic-Kolumne erscheint börsentäglich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.