Aber das ist vorbei. Die Gegenwart sieht anders aus und ist weit weniger fröhlich. Wie heißt es doch so schön „Die Hoffnung stirbt zuletzt“. Aber ganz im Ernst, die Hoffnung am Leben zu halten ist derzeit leichter gesagt als getan.
Das einzige, auf das momentan Verlaß ist, sind die nächsten Gewinnwarnungen. Nach PC- und Chip-Herstellern hat es jetzt auch die Internet-Dienstleister erwischt. Die amerikanische Razorfish blieb mit Gewinn und Umsatz im dritten Quartal hinter den Erwartungen der Analysten zurück. Als Grund führte das Unternehmen das schwache Europageschäft sowie stark gestiegene Personalkosten an. Knapp 78 Mio. US-$ wird der Umsatz betragen und damit kaum über dem Umsatz des Vorquartals liegen.
Wenig zu lachen haben derzeit auch die Internet-Dienste. Die Querelen um die Vorstandsbesetzung bei dem größten deutschen Internet Service Provider (ISP) T-Online sind keineswegs ausgestanden. Doch nicht nur das hat den T-Online-Kurs in die Knie gehen lassen. Arg unter Beschuß steht derzeit auch das Geschäftsmodell der europäischen ISPs an sich. Der größte Teil der Umsätze wird durch eine Zugangsgebühr zum Internet erwirtschaftet. Das aber hat wenig Zukunft. Zwar versuchen T-Online & Co den Umsatzanteil von Werbung und e-Commerce zu steigern. Besonders viel Vertrauen konnten sie bei Investoren damit bislang aber noch nicht gewinnen. Daß europäische ISPs deshalb nur mit äußerster Vorsicht zu genießen sind – oder besser gar nicht – zeigt das Beispiel Wanadoo. Der französische Internet Service Provider enttäuschte jüngst mit einem schwachen Quartalsergebnis.
Alles in allem also Neuigkeiten, die wenig Grund zur Hoffnung bieten. Da hilft auch der Blick auf die aktuellen Neuemissionen wenig. Dort nämlich geht die Angst um. Ausgabeaufschläge von 100 % oder mehr sind längst Geschichte. Momentan geht es nur noch darum, das IPO nicht zum Desaster werden zu lassen. Für Steinberg Media Technologies war diese Gefahr wohl zu hoch, denn das Unternehmen blies vergangene Woche zum Rückzug. Auch Leica Systems will jetzt auf bessere Zeiten warten. Bis der nächste Börsenaspirant schlotternde Knie bekommt, dürfte es nur noch eine Frage der Zeit sein. Heißer Kandidat dafür ist F-Log. Wegen eines überzogenen Pricings sackten die vorbörslichen Kurse auf Bookbuilding-Niveau. Sofort machten Gerüchte um den Rückzug vom Börsengang die Runde. F-Log selbst dementierte dies jedoch.
Kleiner Tip zum Schluß: Falls Ihre Sehnsucht nach steil kletternden Indices übergroß werden sollte, dann stellen Sie doch einfach mal Ihren Monitor auf den Kopf, Sie werden sehen, das hilft!
Die GoingPublic-Kolumne erscheint börsentäglich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.