Der Gründer und heutige CEO von Girindus, Fritz Link, setzt durch den Aufkauf einer biotechnischen Produktionsstätte auf Wirkstoffe. Das Unternehmen versteht sich als One Stop Shop für Big Pharma und Biotech-Start-ups gleichermaßen. Die Großindustrie lagert die Produktion aus, die kleinen Unternehmen besitzen nicht das entsprechende Know-how zur Produktion. Girindus verfügt über Anlagen kleinerer und mittlerer Größe, in denen Mustermengen für die Forschung und für klinische Studien, aber auch zugelassene Medikamente produziert werden können: Nicht nur chemisch, sondern auch in Bioreaktoren mit der Hilfe von Bakterien- oder Hefezellen. Auch nach dem IPO investiert Girindus in weitere Technologien, etwa Reinräume für die Fertigung von Arzneiwaren und Sicherheitslaboren der Stufe S2 zur gentechnischen Modifizierung von Produktionsorganismen. Das Volumen des weltweiten Pharmamarktes belief sich 1999 nach IMS Health auf 337 Mrd. US-$. In den nächsten fünf Jahren beträgt die jährliche Wachstumsrate 8,1 %. Genügend Potential für die Kölner und ihre Wettbewerber Catalytica (jetzt DSM), Bachem, Chirex (jetzt Rhodia), Albany und Oxford Assymetry (jetzt EVOTEC).
Den Grundstein für zukünftiges Wachstum legt Girindus mit kundenorientierten Technologien. Inzwischen stammen 80 % aller neuen Projekte aus dem Biotech-Bereich. Im ersten Halbjahr wurden sechs neue Projekte ins Unternehmen geholt. Schwachpunkte liegen in dem noch auszubauenden Biotech-Know-how und den sehr niedrigen Markteintrittsbarrieren. Der Effekt, das erste Unternehmen seiner Art am Neuen Markt zu sein, kompensiert jedoch diese Nachteile, zumal ein Teil des Emissionserlöses in Kürze in US-Akquisitionen fließen soll.
Girindus wird vom bevorstehenden Wirkstoffboom aus den Erkenntnissen der Humangenom-Aufklärung profitieren, egal ob es sich um neue Biopharmazeutika oder klassisch-chemische Moleküle, "small molecules", handelt. Das Unternehmen trägt selbst nicht die Risiken eines Wirkstofforschers. Bezogen auf den Emissionspreis von 20 Euro liegt die Girindus-Aktie nach Höchstkursen bei rund 50 Euro aktuell nur noch gut 15 % im Plus. Das langfristige Potential kommt erst zum Tragen, wenn sämtliche Technologien fest etabliert sind und ab 2001 die geplanten Umsatzsteigerungen von jährlich 50 % umgesetzt werden. Für konservative Biotech-Anleger ist die Aktie bei einem 2001er KGV von aktuell ca. 45 ein Kauf ohne hohes Risiko.
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