Was sich die Europäische Zentralbank (EZB) groß auf die Fahnen geschrieben hat, ist der Erhalt der Preisstabilität im Euroraum und damit einhergehend die Eindämmung von übermäßigem Geldmengenwachstum respektive Inflation. Alles hätte so schön sein können während der Amtszeit unseres holländischen Geldmeisters. Als oberster Lenker bei der Etablierung einer europaweit einheitlichen Geldpolitik wäre ihm ein ehrenvoller Platz in den Geschichtsbüchern sicher gewesen.
Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Der von Anfang an unter Schwindsucht leidende Wert des Euro gepaart mit dem explodierenden Ölpreis ist zu einem ernsten Problem für die hoffnungsvoll aufblühende Euro-Wirtschaft geworden.
Die Gefahren, die von einem niedrigen Euro ausgehen sind, vielfältig und sollen an dieser Stelle nicht weiter diskutiert werden. Entscheidend ist vielmehr die Frage nach der richtigen Reaktion der Notenbank. In der Hausapotheke der EZB stehen zwei altbewährte Mittel parat: die Anhebung der Leitzinsen und Interventionen am Devisenmarkt. Das erste wird zwar gerne verwendet, weist allerdings auch einige unschöne Nebenwirkungen auf und ist daher in der letzten Zeit arg in die Kritik geraten. In der Gunst der Ökonomen stehen deswegen insbesondere die Interventionen am Devisenmarkt bzw. die Androhung derselben, was aber letztendlich auf den gleichen Effekt hinaus läuft.
Duisenbergs jüngste Äußerungen zur weiteren Interventionspolitik ließen ihn von allen Seiten unter Beschuß geraten. Mit seiner Anmerkung, die als Ablehnung einer weiteren Intervention am Devisenmarkt gewertet wurde, brachte er das Projekt „Euro-Stärke“ und sich selbst beinahe zu Fall. Das Vertrauen der Märkte in eine rigide durchgreifende Zentralbank wurde beschädigt, und der Euro ratterte weiter in den Keller.
Eilig bemühen sich nun EU-Finanzminister wie auch EZB-Mitglieder um Schadensbegrenzung. Von vielen Seiten ist zu hören, daß eine weitere Intervention sehr wohl als Instrument zur Wahrung der Preisstabilität in Betracht kommt. Die vielen Attacken gegen Duisenberg sogar aus den eigenen Reihen dürften der Glaubwürdigkeit der Währungshüter allerdings weniger geholfen, als vielmehr weiteren Schaden zugefügt haben. Festes Ziel muß es nun sein, aus einem Mund eine einzige Meinung zu verkünden. Dazu zählt auch, daß alle Mitglieder der EZB hinter ihrem Präsidenten stehen. Machtspiele sind in der momentan heiklen Situation fehl am Platz. Erst wenn der Devisenmarkt verstanden hat, daß die EZB hart durchgreifen kann und dies wenn nötig jederzeit auch tun würde, könnte der Verfall des Euro gebremst werden.
Die GoingPublic-Kolumne erscheint in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.