Die 1989 in München gegründete Firma ist im Bereich der Vermarktung von Tickets für Konzert-, Theater- und Sportveranstaltungen tätig. Über ein Online-Buchungssystem ermöglicht CTS Veranstaltern und Veranstaltungsstätten die Ticket-Vermarktung: Zur Verfügung stehen Call-Center, POS-Terminals, eine Internetplattform, der Inhouse-Verkauf sowie ein flächendeckendes Netz von bundesweit etwa 1.000 Vorverkaufsstellen, die als Lizenzpartner mit CTS zusammenarbeiten.
Die Erstnotiz lag bei 25,50 Euro, der Emissionspreis betrug 21,50 Euro und lag damit am oberen Ende der Bookbuilding-Spanne von 18 bis 21,50 Euro. Plaziert wurden 2,7 Mio. Aktien mit einem rechnerischen Nennwert von 1 Euro. Hiervon stammen 1,8 Mio. Stück aus einer Kapitalerhöhung und 900.000 Aktien aus dem Besitz von Altaktionären. Darüber hinaus steht ein Greenshoe von 300.000 Aktien zur Verfügung, die ebenfalls von Altaktionären abgegeben werden.
Auf Basis des für 2001 erwarteten Gewinnes je Aktie von 0,26 Euro beträgt das Emissions-KGV 83. Damit erscheint das Unternehmen bereits ambioniert bewertet; zumal bereits im Vorfeld des Börsengangs von verschiedenen Seiten die Qualität der Software in Frage gestellt wurde.
Herr Zemke, Geschäftsführer des Wettbewerbers Ticket Online Software, verweist auf erhebliche Fehlfunktionen im CTS Buchungssystem sowie Rechtsstreitigkeiten und Schadenersatzforderungen des früheren Partnerunternehmens von CTS Eventim, des Münchner Softwareunternehmens Dr. Richtmann + Eder GmbH.
Die Dr. Richtmann + Eder GmbH, Zemkes früherer Arbeitgeber, berichtete auf Anfrage der GoingPublic-Redaktion von Schadenersatzforderungen gegen CTS in Millionenhöhe, die dem Unternehmen in Erstinstanz auch gerichtlich zugesprochen wurden. Dr. Richtmann + Eder räumte aber ein, daß auch CTS Eventim ebenfalls Prozesse gewonnen hätte; hierbei handelt es sich den Aussagen zufolge um Auskunftsklagen. Die Prozesse sind offensichtlich eine Folge eines gegenseitigen Exklusivvertrages. Beide Unternehmen werfen sich gegenseitig vor, gegen diesen verstoßen zu haben.
Frau Einsiedel-Michaely, Vorstand für Forschung, Entwicklung und Neue Medien bei CTS Eventim, bestätigte in einem Telefongespräch, daß es bei der Buchungssoftware enorme Probleme gab, verwies jedoch darauf, daß diese immer offen kommuniziert wurden und inzwischen weitgehend behoben seien. Aktuell würde es nur kleinere Probleme geben. Des weiteren gab sie zu bedenken, daß die Vorwürfe von einem Konkurrenten stammen.
Ein Sprecher der konsortialführenden DG Bank erklärte, daß das Kreditinstitut im Vorfeld des Börsengangs CTS gründlich geprüft hat und dabei auch die Software von Experten durchleuchten ließ. Diese hätten die Software für gut befunden und seien zum Schluß gekommen, daß die Kinderkrankheiten – wie sie jedes Programm habe – nur von kurzer Dauer sind.
Herr Adelhöfer, Geschäftsführer für Öffentlichkeitsarbeit und Mitgliederbetreuung des Bundesverbandes der Kartenvorverkaufstellen in Deutschland, berichtete ebenfalls von erheblichen Problemen der CTS Software. Seinen Angaben zufolge läuft bei dem Buchungsprogramm so gut wie nichts, der Sicherheitsstandard sei katastrophal und sogar die Grundstruktur des Programms sei für professionelle Anwendungen ungeeignet. Ticket-Verkaufsstellen würden scharenweise zum Wettbewerber Ticket Online wechseln. CTS habe den Markt in Nordrhein-Westfalen praktisch komplett verloren. Die Schadenersatzforderungen, bei der Mitgliedsfirmen zum Teil unterstützt würden, seien immens. Davon, daß die Pannen weitgehend behoben seien, sei ihm nichts bekannt.
Befragte Tickethändler berichteten ebenfalls von großen Problemen beim CTS System und daraus resultierenden Umsatzeinbußen. Teilweise wurden bereits Schadenersatzforderungen gegen das Unternehmen in die Wege geleitet.
Die GoingPublic-Kolumne erscheint börsentäglich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.