Na gut: Bis zum Höchstkurs bei 541 Euro ist es noch ein bißchen hin, aber der Tiefstkurs von 7,50 Euro liegt auch schon in halbwegs komfortabler Ferne, nun, da sich die Internetholding in den letzten Tagen von 11 auf fast 30 Euro hochgeschraubt hat. Die Spekulanten sind zurück, und wieder müssen die guten, alten Titel, die man noch aus der Vergangenheit kennt, herhalten, denn die Auswahl ist nach wie vor begrenzt. Mangels Alternativen und dank eines Namens, den versierte Spekulanten noch aus dem Zeitraum vor dem Zeitlupen-Crash kennen, der seit 2000 läuft, steht Softbank an erster Stelle der Zuwendungsgunst.
Alles geht wieder dieser Tage, steigende Kurse sind immer noch das beste Argument für weiter steigende Kurse. Ein persönliches Beispiel mag hier helfen. Durch ein Versehen bei der WKN-Eingabe kam der Autor am Montag morgen in den Besitz von Optionsscheinen auf Softbank. Wohlbemerkt, durch eine Unachtsamkeit beim Eintippen. Nach der sofortigen Rückabwicklung blieb ein Verlust in Höhe der Geld-Brief-Spanne zuzüglich der Gebühren – ein feiner Wochenauftakt. Gegen Mittag desselben Tages hätte dieselbe Rückabwicklung dieses offenkundigen und dann doch nur vermeintlichen Patzers einen satten Gewinn von 30 % beschert, da die hiesigen europäischen Softbank-Kurse weit über das Ziel (der japanischen Vorgaben vom Montag) hinausschossen. Notiz am Rande: Dienstag ging es in ähnlicher Manier weiter.
Diese Situation – Kursgewinne, für die man praktisch gar nichts kann – kommen einem doch irgendwie noch bekannt vor. Richtig, aus dem letzten Jahrzehnt. Solange ist das noch gar nicht her, auch wenn es so klingt. Wenn man investieren kann, fast gleichgültig wo auch immer, und ziemlich alles, aber auch wirklich alles zulegt – so wie in den letzten paar Tagen und Wochen – dann ist es höchste Zeit, gründlich nachzudenken. Stockpicking? Wozu das denn? Branchenallokation? Überflüssig. Die nostalgische Erinnerung an DAS Börsenjahr schlechthin, 1999, wirkt noch immer nach. Wer sein Gedächtnis ausschaltet und nur die letzten drei Monate betrachtet, kommt nicht umhin davon auszugehen, daß wir uns in einem fulminanten Bullenmarkt befinden, und zwar weltweit, und solche eine Konstellation gibt es nur ganz selten. Die Begleitumstände sind sicher nicht mehr dieselben wie vor 2000, aber das Zeitfenster des fulminanten Kursgewitters – auch Crash nach oben genannt – ist absolut vergleichbar. Genießen wir es, so lange wir können.
Die GoingPublic Kolumne erscheint zweimal wöchentlich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.