Mit seinem Know-how bedient das österreichische Unternehmen zahlreiche Absatzmärkte mit den Schwerpunkten Automotive und Maschinenbau. Da aber verschleißarme, widerstandsfähige Oberflächen praktisch überall benötigt werden, finden die Lösungen auch in Branchen wie Medizintechnik, Elektronik, Halbleiter, Energietechnik oder Luft- und Raumfahrt zunehmend Verbreitung: eine living-metals-Wachstumsgeschichte.

Klare Gliederung in vier Divisionen
Die Plansee Holding gliedert sich in die vier Unternehmen Plansee Hochleistungswerkstoffe, GTP Wolfram & Spezialpulver, Ceratizit Hartstoffe & Werkzeuge (50%-Anteil) sowie PMG Sinterformteile. Nachdem Plansee im Geschäftsjahr 2008/09 – Geschäftsjahresende ist jeweils der letzte Tag im Februar – noch einen Rekordumsatz von 1,1 Mrd. EUR verzeichnen konnte, sank der Umsatz der Plansee-Gruppe 09/10 um 22% auf 852 Mio. EUR. Durch die verminderte Bilanzsumme stieg die Eigenkapitalquote auf 47%. Die Plansee-Gruppe erzielte 80% ihrer Umsätze in Arbeitsgebieten, bei denen sich das Unternehmen unter den Top 3 der Welt sieht. Auf die Krise reagierte das in dritter Generation in Familienhand befindliche Unternehmen mit einem Sparkurs und der Reduzierung der Mitarbeiterzahl um 350 auf 6.000.

„Alle Strukturmaßnahmen zielten darauf ab, durch kürzere Durchlaufzeiten und eine raschere Markteinführung von Neuprodukten noch wettbewerbsfähiger zu werden und Prozesse aus Kundensicht zu optimieren. Mit überwiegend sanften Maßnahmen zur Personalanpassung wurde die Attraktivität als Arbeitgeber im Krisenjahr erhalten“, betont das Unternehmen im Jahresbericht. Durch die hohen Investitionen in den Vorjahren habe sich Plansee auf Investitionen beschränken können, „die unverzichtbar waren oder zu sofortigen Umsätzen geführt haben. Auf unverändertem Niveau blieben die Innovationsaufwendungen mit rund 27 Mio. EUR“. Etwa 30% des Umsatzes wurden mit neuen Produkten generiert. Über die Ertragssituation berichtet das Unternehmen traditionell nicht, Plansee ist aber selbstbewusst genug zu behaupten, dass die Unternehmen der Gruppe dank führender Technologie und bester Positionierung „ambitionierte Ertragsziele“ erreichen werde.

Internationalisierung startet vor 30 Jahren
Die Entwicklung des Unternehmens verlief lange unspektakulär, bis 1978 die Internationalisierung vorangetrieben wurde. Als geschickter Schachzug und Wachstumstreiber erwiesen sich zwei Joint Ventures: Die 1985 in die Tizit GmbH ausgegliederten Hartmetall- und Werkzeugaktivitäten von Plansee gingen 2002 mit der luxemburgischen Cerametal-Gruppe in ein gemeinsames Unternehmen – die Ceratizit GmbH entstand. Drei Jahre später brachte Plansee die Sinterstahl-Sparte in ein Joint Venture mit der Mitsubishi Materials Group ein, die PMG entstand. Dieses Unternehmen erwarb Plansee 2009 vollständig. 2008 schließlich übernahm die Plansee-Gruppe von Osram den Geschäftsbereich Global Tungsten & Powders (GTP).

Das in der 3. Generation geführte Privatunternehmen ist aktuell mit 35 Standorten in 16 Ländern vertreten. Als jüngster Standort wurde Wolfra Tech in Mysore/Indien im Juli 2010 akquiriert. Das Unternehmen hat sich auf Entwicklung, Produktion und Vertrieb von Feindrähten, Flachprodukten und Verdampferwendeln spezialisiert. Dr. Michael Schwarzkopf, Vorstandsvorsitzender der Plansee-Gruppe: „Mit Wolfra-Tech verfügt Plansee Hochleistungswerkstoffe nun über ihren ersten Produktionsstandort im strategisch wichtigen indischen Markt.“

Metalllegierungen für höchste Beanspruchungen
Was macht Plansee genau? Wenn man so will, legen die Österreicher den Grundstein dafür, dass zum Beispiel Verbrennungsmotoren immer höhere Leistungen erbringen können, weil die Grenzen z.B. für die thermische Belastbarkeit hinausgeschoben werden. Hochleistungswerkstoffe von Plansee sorgen aufgrund ihrer mechanischen, chemischen, physikalischen und tribologischen Eigenschaften (Tribologie ist die Wissenschaft von Reibung, Verschleiß und Schmierung sowie der Entwicklung von Technologien zur Optimierung von Reibungsvorgängen), dass die Motoren immer weiter ausgereizt werden können, das Material also höhere Drücke, mehr Reibung oder immense Temperaturen gewissermaßen überleben. So ermöglichen Komponenten aus speziellen Wolfram-Legierungen den Einsatz von Kurbelwangen- und Schwingungsdämpfergewichten in Pkw-, Rennsport-, Schiffs- und Industriedieselmotoren.

Molybdän ist ein weiterer wichtiger Werkstoff für Plansee, da es wegen seiner hohen Abrieb- und Verschleißfestigkeit zu einem unentbehrlichen Material der Metallspritztechnik geworden ist. Auf Oberflächen mechanisch stark beanspruchter Teile des Automobils wie Kolbenringen, Synchronringen oder Schaltgabeln werden zur Erhöhung der Verschleißfestigkeit dünne Molybdänschichten thermisch aufgespritzt. Ganz kurz zusammengefasst lässt sich sagen, dass Plansee überall da Lösungen parat hat, wo metallische Werkstoffe, egal in welcher Branche, höchsten Beanspruchungen ausgesetzt sind.

Eher verschwiegenes Familienunternehmen
Plansee ist einerseits zwar ein modernes Hightech-Unternehmen, in der Kommunikation aber unzeitgemäß defensiv. Es werden keine Ertragszahlen veröffentlicht, die Anfrage des GoingPublic Magazins blieb ebenso einfach wie unprofessionell unbeantwortet, und auf Nachfrage gab es nur eine mäßig freundliche Mitteilung am Telefon, dass man nicht zu antworten gedenke. Aus Registereintragungen ist ersichtlich, dass die Plansee Holding AG zu 100% der Schwarzkopf Privatstiftung e.V. gehört, auf der Website ist diese Information nicht erhältlich.

Fazit
Plansee wäre von Marktstellung, Technologie und Wachstumsaussichten her ein attraktiver Börsenkandidat. Das bisherige Wachstum ist ganz offenbar aus dem Cashflow bestritten worden. Dass man es sich im Krisenjahr 2009 leisten konnte, den Personalbestand trotz herben Umsatzeinbruchs nur marginal zu reduzieren, zeigt, dass das Unternehmen solide finanziert ist.

Stefan Preuß

Kurzprofil Plansee Holding AG
Gründungsjahr: 1921
Branche: Pulvermetallurgie/Hochleistungswerkstoffe
Unternehmenssitz: Reutte/Österreich
Mitarbeiter 2009: 6.000
Konzernumsatz 2009/10 (28.02.): 852 Mio. EUR

Ursprünglich erschienen in der GoingPublic Ausgabe 8-9/2010.

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