Von Null auf fast 1,5 Mrd. Euro Umsatz in noch nicht einmal 25 Jahren – diese außergewöhnliche Wachstumsstory hat Torsten Toeller mit den Fressnapf-Heimtiermärkten hingelegt. Der Unternehmer ist gewissermaßen der wahre Petshop Boy. 1990 eröffnete er den ersten Markt in Erkelenz, heute ist Fressnapf in zwölf europäischen Ländern vertreten, in der Organisation und den Märkten sind 10.000 Mitarbeiter beschäftigt.

Geschäftsidee aus den USA erfolgreich nach Europa importiert
Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Das tat Toeller nach einem USA-Trip und dem Besuch der dortigen Pet Shops seinem damaligen Chef.  Doch der glaubte nicht an die Story. Also, so führt das Unternehmen auf der Homepage aus, machte Toeller sein eigenes Ding: Einen Fach-Discounter für Tierbedarf auch in Deutschland. Am 18. Januar 1990 eröffnete er im nordrhein-westfälischen Erkelenz den allerersten Fressnapf-Markt. „Ein Schritt, der Toeller beinahe ruiniert hätte. Die Kunden blieben aus und monierten Auswahl und Preise.“

Aller Anfang war also schwer. Toellers Reaktion sei „hemdsärmelig“ gewesen: „Er verkaufte sein Auto, verdoppelte das Sortiment und halbierte die Preise.“ Mit Erfolg, fortan florierte das Geschäft, die Wachstumsstory zwischen Dosenfutter, Katzenklo und Wurmfütterungsschalen für Reptilien nahm Fahrt auf. Es wurde eine rasante Reise. Bereits 1992 eröffnete das Unternehmen die ersten Märkte im Franchising, über die Jahre öffneten hunderte neuer Märkte in Deutschland ihre Türen.

Wachstum über Franchising erweist sich als zielführend
Das Franchising hat sich als zielführende Wachstumsstrategie offenbar bewährt. Vom Beginn an betrieb Fressnapf in Deutschland den größten Teil seiner über 800 Märkte im Franchisesystem. „Eine erfolgreiche und partnerschaftliche Beziehung zwischen den Franchisepartnern und der Unternehmenszentrale steht dabei im Vordergrund“ betont das Unternehmen. Die später einsetzende Internationalisierung konnte das Unternehmen dann selber stemmen, ein Filialsystem wurde installiert.  Die Country-Manager stammen üblicherweise aus dem jeweiligen Land, kennen Sprache und Begebenheiten und seien somit optimale Ansprechpartner für Kunden, Lieferanten, Geschäftspartner und die Unternehmenszentrale in Krefeld, betont das Unternehmen.

Toeller hat ganz offensichtlich eine große Marktlücke entdeckt und zielstrebig besetzt. Bei der Positionierung der eigenen Arbeit spielt Fressnapf schon mal die ganz große Marketing-Klaviatur: „Schon der berühmte Verhaltensforscher Konrad Lorenz hat festgestellt: Der Wunsch, ein Tier zu halten, entspringt einem uralten Grundmotiv – nämlich der Sehnsucht des Kulturmenschen nach dem verlorenen Paradies“. Man teile diese Meinung – „denn unser Unternehmen versteht sich nicht als reiner Fachhändler für Heimtierbedarf, sondern gleichzeitig als Verbündeter zwischen Mensch und Tier.“

Freßnapf Eigenmarken
Vordergrund: Torsten Toeller; Quelle: Fressnapf

Extremes Wachstum realisiert: Mehr als 1,4 Mrd. EUR Umsatz
Fressnapf ist aktuell in zwölf europäischen Ländern vertreten. In den Märkten werden sowohl preiswerte Eigenmarken als auch Premiummarken verschiedener Hersteller angeboten, insgesamt besteht eine Auswahl von 10.000 Produkten. In Deutschland wurden im vergangenen Jahr 13 neue Märkte eröffnet, womit sich die Zahl auf 823 Geschäfte erhöhte. Im Ausland wuchs Fressnapf um 30 Märkte auf 417 Outlets. Entsprechend war ein spürbares Umsatzwachstum zu verzeichnen.

Fressnapf betont, „den Veränderungen im Heimtiermarkt sowohl mit klassischen als auch mit innovativen Konzepten“ zu begegnen. Die Erneuerung des klassischen Ladenkonzepts werde insbesondere mit Hilfe des erprobten „Fressnapf Futurestore“-Konzeptes vorangetrieben. Die Erweiterung des klassischen Fressnapf-Geschäfts erfolgt durch die Forcierung weiterer Vertriebskonzepte wie „Fressnapf XXL“, „Mega Zoo“ und „Equiva“, sowohl auf nationaler, als auch auf internationaler Ebene.

Mit 1,46 Mrd. EUR Bruttoaußenumsatz (inkl. aller Franchisepartner) in insgesamt zwölf europäischen Ländern konnte Fressnapf seinen Umsatz 2012 gegenüber dem Vorjahr um 7,2% steigern. In Deutschland wurden mit den Vertriebslinien „Fressnapf`, „Mega Zoo“ und „Equiva“ Umsatzerlöse in Höhe von 967,9 Mio. EUR erzielt (ohne Online-Geschäft). Das entspricht einem Plus von 5,9% gegenüber dem Vorjahr. Im Ausland, wo Fressnapf weitestgehend unter dem Namen Maxi Zoo firmiert, wuchs der Umsatz 2012 um 9,7% auf 492,9 Mio. EUR.

Unternehmenssprecher verweist auf Pressekonferenz im kommenden Jahr
Bis auf Geschäfte zur Währungsabsicherung ist Fressnapf derzeit auf dem Kapitalmarkt nicht aktiv. Das könnte sich im kommenden Jahr ändern, denn auf Fragen zu etwaigen Anleihen oder anderen Aktivitäten auf dem Kapitalmarkt wollte sich Unternehmenssprecher Kristian Peters-Lach „aktuell“ nicht äußern: „Nach Rücksprache wollen wir allerdings aktuell keine Stellung zu den Fragen nehmen – insbesondere vor dem Hintergrund, dass Fressnapf als inhabergeführtes Familienunternehmen erfreulicherweise größtenteils aus eigenem Antrieb wächst und somit in der komfortablen Situation ist, nur bedingt auf Kapitalmärkte bzw. Banken angewiesen zu sein.“ Peters-Lach verweise allerdings auf eine für den Februar 2014 avisierte Pressekonferenz hin. Bei dieser werde man ausführlich zum abgelaufenen und neuen Geschäftsjahr Stellung beziehen, und sicher könnte man sich Kapitalmarkt-Fragen dann „optimal beantworten lassen.“

Fazit
Torsten Toeller hat mit den Fressnapf-Märkten eine Geschäftsidee konsequent zum Erfolg geführt, die zwar alles andere als neu, bis dahin aber nur in regionalen Ansätzen umgesetzt worden war. Dabei profitiert auf eine ganz eigene Weise vom demographischen Faktor, denn gerade alleinstehende ältere Leute halten sich ein Haustier. Die Wachstumstory ist noch lange nicht zu Ende. Nach dem Markteintritt in Polen sollen nun weitere osteuropäische Länder erschlossen werden.

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