Produkte rund um die Tür, Raumtrennsysteme und Glasbeschlagtechnik – man kann vor dem geistigen Auge den geneigten Investor gähnen sehen. Doch gemach: Türsysteme sind unter Design-, Funktions- und Sicherheitsaspekten mittlerweile absolutes Hightech-Gebiet. Und als Weltmarktführer in vielen Segmenten kann Dorma beachtliche Margen realisieren. Anders ausgedrückt: An der Börse würde das Familienunternehmen aus Ennepetal offene Türen einrennen. Oder genauer: Die Türen würden automatisch mit Dorma-Technik öffnen.

Dorma – noch immer wirklich „hidden“
Für den gut geschulten Türbeschlags-Fachverkäufer sowie Planer und Architekten dürfte der Markenname „Dorma“ zum Tagesgeschäft gehören. Ansonsten zählt das 1908 gegründete Unternehmen allerdings zu den wirklich versteckten Champions der Republik. Was nachvollziehbar ist, denn Dorma wendet sich nicht an den Endkunden: Wer braucht schon einen Raumteiler im Wohnzimmer oder interessiert sich dafür, von welchem Lieferanten der Beschlag der Haustür stammt? Dass es im Tür- und Teiler-Business aber nicht um Peanuts geht, zeigen die Zahlen: In einem durch die Wirtschaftskrise geprägten Geschäftsjahr 2008/09 (Ende 30.06.) lag der Gesamtumsatz der Dorma-Gruppe in Höhe von 882 Mio. Euro mit einem nur leichten Rückgang um 1,3% (währungs- und akquisitionsbereinigt -0,3%) nahezu auf Vorjahresniveau.

Die liquiden Mittel sind im Berichtsjahr von 120,6 Mio. Euro auf 180,2 Mio. Euro gestiegen. Die Eigenkapitalquote stieg von 59 auf 62,5%. Der operative Cashflow lag mit 85,9 Mio. EUR auf hohem Niveau. Das Ergebnis vor Steuern (EBT) in Höhe von 59,8 Mio. EUR entspricht einer Umsatzrendite von 6,8%. Die Zahl der Beschäftigten sank im Vorjahresvergleich um 290 von 6.911 auf 6.621 Mitarbeiter. Wenn man so will in den Zeiten der Fußball-WM: Aus der Tiefe des geteilten Raumes stürmt das Unternehmen Richtung Umsatzmilliarde.

Typische Familienbetriebs-Geschichte
Das Unternehmen wurde 1908 von Rudolf Mankel und seinem Schwager Wilhelm Dörken in Ennepetal als Dörken & Mankel KG gegründet. Erste Produkte waren Pendeltürbänder und gefräste Schrauben. Von Beginn an stellten beide höchste Qualitätsansprüche an ihre Produkte. In der Chronik ist überliefert: „Lieber für einen guten Preis das Beste liefern, statt die Abnehmer und den Verbraucher zu enttäuschen.“ 1927 erfolgte beim Patentamt die Eintragung des Markennamens Dorma, eine Zusammenfügung aus den Nachnamen der Firmengründer. 1950 startete das Unternehmen mit der Produktion von Türschließern durch. In dieser Sparte ist Dorma klarer Weltmarktführer. Bereits 1962 unternahm das Unternehmen mit der Fertigung von Antrieben erste Schritte in der Automatik. 1970 wurde aus der Dörken & Mankel KG die Dorma GmbH + Co. KG, und mit Karl-Rudolf Mankel stieg die dritte Familiengeneration in das Unternehmen ein. Die globale Ausrichtung des Unternehmens und die Erweiterung der Produktsegmente wurden vorangetrieben.

Dorma bezeichnet sich als ein internationaler Systemanbieter von Produkten rund um die Tür. In den Bereichen Türschließtechnik, mobile Raumtrennsysteme und in der Glasbeschlagtechnik ist das Unternehmen Weltmarktführer. Auch bei automatischen Türsystemen gehört Dorma zur Weltspitze. Zudem ist das Unternehmen erfolgreich im Geschäftsfeld Sicherungstechnik/Zeit- und Zutrittskontrolle tätig und hier in der Flucht- und Rettungswegtechnik Deutschlands Nr. 1. Wesentliche Produktionsstätten liegen in Europa, Singapur, Malaysia, China sowie Nord- und Südamerika. Heute ist das Familienunternehmen mit 71 Gesellschaften in 47 Ländern direkt vertreten, der Hauptsitz befindet sich nach wie vor in Ennepetal.

Moderne Holdingsstruktur
Seit 2001 firmiert Dorma als Kommanditgesellschaft auf Aktien, das Thema Börsengang sei bislang aber nie akut gewesen und werde es auf absehbare Zeit auch nicht werden, so Sprecher Helge Wego. Man sei durch die Rechtsform vorbereitet für den Kapitalmarkt, angesichts der hohen Eigenkapitalquote bestehe aktuell aber keinerlei Finanzierungsbedarf. „Wie in der Vergangenheit können wir das angestrebte Wachstum aus dem Cashflow realisieren, und wenn überhaupt, sind auch nur kleinere Akquisitionen sinnvoll, die ebenfalls eigenfinanziert werden.“

Seit 2009 ist mit den Töchtern Christine und Stephanie Mankel die vierte Generation im Unternehmen, die beiden sind auch Hauptaktionäre; der vorherige Alleineigentümer Karl-Rudolf Mankel, Enkel des Firmengründers, besitzt nur noch einen Minderheitsanteil. Ob die vierte Generation je ins operative Geschäft eingreift, sei nicht abzusehen. Man habe mit der Führung des Unternehmens durch Manager gute Erfahrungen gemacht und verspüre keinerlei Nachteile, nicht an der Börse gelistet zu sein, im Gegenteil: „So werden wir von niemandem getrieben“, erklärt Sprecher Wego. Die Familie habe das Eigenkapital des Unternehmens stetig gepflegt und nur „immer sehr wenig Geld entnommen“. Bei der Rekrutierung fähigen Nachwuchses gebe es keine Schwierigkeiten. Bei einschlägigen Rankings über bevorzugte Arbeitgeber belegt Dorma stets vordere Platzierungen, da man durch die Internationalität des Geschäftes attraktive Chancen bieten könne. Und selbstverständlich gebe es Boni-Regelungen, allerdings nicht über Aktien.

Fazit
Dorma hat sich in mehr als 100 Jahren Firmengeschichte eine Stellung auf dem Weltmarkt erarbeitet, von der viele börsennotierte Unternehmen, die sich gerne vollmundig Weltmarktführer nennen, nur träumen können. Vergangenes Jahr wurde die Marke von 100 Mio. produzierten Türschließern durchbrochen. Für ein Familienunternehmen kommuniziert Dorma sehr offen, selbst Ertragszahlen werden detailliert veröffentlicht. Dorma ist die geradezu klassische Erfolgsgeschichte des mittelständischen Unternehmens aus der Provinz, das mit klarer Fokussierung in seinem Segment eine globale Rolle spielt.

Stefan Preuß

Kurzprofil Dorma GmbH & Co. KGaA
Gründungsjahr: 1908
Branche: Türsysteme, Glasbeschläge, Sicherheitstechnik
Unternehmenssitz: Ennepetal
Mitarbeiter 2009: 6.600
Konzernumsatz 2009 (30.06.): 882 Mio. EUR
EBT: 60 Mio. EUR

Ursprünglich erschienen in der GoingPublic Ausgabe 7/2010.

 

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