Auch wenn sich ein Unternehmen komplett in Familienbesitz befindet, können Mitarbeiter am Geschäftserfolg beteiligt ist. Ein sehr erfolgreiches Modell dafür bietet der Landmaschinenhersteller CLAAS an: Drei Viertel der dazu berechtigten Mitarbeiter nutzt das Angebot einer stillen Beteiligung. Dr. Peter Göth, bei CLAAS für das Mitarbeiterbeteiligungsprogramm verantwortlich, erläutert im Interview das Modell.

GoingPublic: Herr Dr. Göth, CLAAS bietet als nicht börsennotiertes Unternehmen eine Mitarbeiterkapitalbeteiligung an. Können Sie die Ausgestaltung des Programms kurz beschreiben?

Göth: CLAAS bietet seinen Mitarbeitern die Möglichkeit, in Form einer stillen Beteiligung am Unternehmenserfolg teilzuhaben. Dazu wurde die CMG Claas Mitarbeiterbeteiligungsgesellschaft mbH geschaffen. Anteilseigner dieser GmbH ist die Familie Claas, der auch die CLAAS Gruppe gehört. Das Kapital der CMG, derzeit 30 Mio. EUR, fließt in die CLAAS KGaA mbH zur Finanzierung der Geschäftstätigkeit. Bei einem Umsatz von 3,4 Mrd. EUR darf man die Bedeutung dieser 30 Mio. EUR natürlich nicht überbewerten, sie sind aber durchaus ein wertvoller Finanzierungsbeitrag, der dem Unternehmen wirtschaftlich wie Eigenkapital zur Verfügung steht.

GoingPublic: Wie wurde das Angebot seit der Einführung des Programms 1984 angepasst?

Göth: Die letzte gravierende Änderung haben wir für das laufende Jahr vorgenommen: Wir haben die Höchstsumme für den Erwerb von stillen Beteiligungen von 600 auf 1.200 EUR im Jahr erhöht. Das Ziel dieser Maßnahme ist, den Mitarbeitern mehr Möglichkeiten zum Vermögensaufbau zu bieten und damit auch einen Beitrag zur Altersvorsorge zu leisten. Was sich außerdem mit der Zeit geändert hat ist die Bezugsgröße für die Berechnung der Verzinsung des Kapitals. Früher bildete hierfür das absolute Unternehmensergebnis die Basis. Heute berechnet sich die Verzinsung der Anteile aus der Rendite des gesamten, in der CLAAS Gruppe eingesetzten Kapitals. Hinzu kommt ein Sockelzins, der derzeit bei 3% liegt. Die stillen Beteiligungen sind nachrangig, stehen also im Liquidationsfall hinter den anderen Gläubigern zurück, und haben eine Laufzeit von neun Jahren – mit Verlängerungsmöglichkeit. Innerhalb dieser neun Jahre kann ein Mitarbeiter seine Beteiligung nur ausgezahlt bekommen, wenn er ohne Schuld in eine Notlage gerät.

GoingPublic: Und was passiert, wenn ein Mitarbeiter das Unternehmen verlässt oder in Rente geht?

Göth: Beim Verlassen des Unternehmens zahlen wir ohnehin zurück. Wir wollen unsere Mitarbeiter beteiligen und keine Externen. Das gilt natürlich nicht für CLAAS-Mitarbeiter, die in Rente gehen.

GoingPublic: Gibt es auch eine Verlustbeteiligung?

Göth: Bei den meisten Mitarbeiterbeteiligungsmodellen existiert zwar eine Gewinnbeteiligung, viele Unternehmen schrecken jedoch davor zurück, auch Verluste zu berücksichtigen. Bei uns ist das dagegen ebenfalls Teil des Programms. Allerdings liegt der letzte Jahresverlust schon 20 Jahre zurück, so dass wir lange Zeit nicht mehr die Probe aufs Exempel hatten, wie sich dann die Beteiligungsquote verhält. Grundsätzlich halten wir es für konsequent: Wenn man die Mitarbeiter zu Mitunternehmern sensibilisieren und befähigen will, gehört die Verlustbeteiligung mit dazu.

 

Bei CLAAS fahren auch die Mitarbeiter in Form einer stillen Beteiligung die Ernte des Unternehmenserfolgs ein.
GoingPublic: Wie hat sich die Mitwirkungsquote über die Jahre entwickelt?

Göth: 1984 sind wir mit einer Quote von 24% gestartet und haben uns stetig auf inzwischen über 76% gesteigert. Das ist schon eine deutliche Aussage und im Vergleich zu anderen Unternehmen außergewöhnlich hoch. Es zeigt auch nach außen, dass hier eine gute Unternehmenskultur herrscht. Die Mitarbeiter vertrauen dem Unternehmen ihr Geld an. Das ist ein sehr wichtiger Soft Fact im aktuellen Finanzierungsumfeld.

 

GoingPublic: Inwiefern können Mitarbeiter an ausländischen Standorten am Mitarbeiterbeteiligungsprogramm teilhaben?

Göth: Die stille Beteiligung ist ja ein rein deutsches Modell und lässt sich aufs Ausland nicht übertragen. Dennoch gibt es bei uns immer wieder Überlegungen, unseren ausländischen Mitarbeitern ein vergleichbares Programm anzubieten. In Frankreich, unserem zweitgrößten Standort, ist eine Erfolgsbeteiligung der Mitarbeiter in gewissem Umfang verpflichtend, so dass wir hier aktuell keinen großen Handlungsdruck verspüren. CLAAS hat derzeit gut 9.000 Mitarbeiter weltweit, davon 50% in Deutschland und 30% in Frankreich.

GoingPublic: Wo liegen die größten Herausforderungen bei der Administration eines Mitarbeiterbeteiligungsprogramms in einem großen Konzern?

Göth: Die Administration findet bei uns in-house mit Hilfe einer HR-Software statt. Hier ist eine Schnittstelle zur Finanzabteilung integriert, bei der die Mitarbeiter wie Kreditgeber verwaltet werden. Die Einrichtung dieser Softwarelösung vor sechs Jahren war natürlich eine große Herausforderung, hat sich aber bewährt. Ohne eine solche Lösung wäre die Administration unseres hohen Beteiligungsvolumens mit angemessener Personalkapazität nicht möglich. Zudem haben wir den Anspruch, unseren Mitarbeitern einen hohen Servicegrad zu bieten. So erfolgt die gesamte Abwicklung, auch auf steuerlicher Seite, bei uns im Haus. Das beinhaltet das Gewähren von Zuschüssen, die Abwicklung von Freistellungsaufträge und Informationen über die geplante Zinshöhe und die Administration vermögenswirksamer Leistungen unter Berücksichtigung der jeweils aktuellen Vorschriften.