Gewissenhaft werden die Leiterplatten unter die Lupe genommen. Quelle: AT&S

Die AT&S AG (Wiener Börse, ISIN AT0000969985, WKN 969985) ist die österreichische Mutter eines global agierenden Leiterplatten-Herstellers. Das Unternehmen bezeichnet sich selbst als Qualitätsführer für „tailor made, high end PCBs“ (Printed circuit boards), die beispielsweise in modernen Smartphones, Tablets und Ultrabooks, aber in der Zukunft auch verstärkt im Auto Einsatz finden werden. Besonders stolz ist das Unternehmen auf die von den Investoren besichtigten hochmodernen Fertigungsanlagen mit 56’000 qm Produktionsfläche in Shanghai. Hier stellen über 4.400 annähernd ausschließlich chinesische Mitarbeiter auf allen Hierarchieebenen sowohl  mechanisch- als auch lasergebohrte Leiterplatten her und tragen so inzwischen 75 Prozent zum Konzernumsatz bei.

High Security
Empfangen wurde das Team der Investoren bei erstmals strahlendem Wetter auf einer Hochsicherheitsanlage von Strategiedirektor Martin Theyer und dem sehr freundlichen unifomierten Sicherheitspersonal. Grund für die strikten Sicherheitsvorschriften sind die Vorgaben der Kunden für die Sicherheit der an AT&S für die Produktion übertragenen Designpläne.

High Compliance
Der Vorstand führte aus, dass AT&S zu dem kleinen  Kreis ausgesuchter, ausländischer  Referenz- und Vorzeigeunternehmen des Landes gehöre, die sämtliche Prüfungen mit Auszeichnung bestanden haben. Darüber hinaus habe man eine Vielzahl von staatlichen Auszeichnungen gewonnen. So darf das österreichische Unternehmen aus der  Steiermark dann auch auf die  Unterstützung seitens der chinesischen Behörden bauen.

High Investment
Konsequenterweise soll auch das nächste Werk in China mit einer für die nächsten drei Jahre budgetierten Investitionssumme in Höhe von ca. 350 Mio. EUR aufgebaut werden. In Chongqing, Chinas größter Stadt mit über 30 Mio. Einwohnern, sieht das Unternehmen aufgrund der Nähe zum relevanten Markt und zu den wesentlichen Lieferanten einen idealen Standort für die weitere Expansion.

Nach dem Grund für die grundsätzliche Standortwahl China gefragt, nannte der Strategievorstand im Wesentlichen den Zugang zu einem großen Markt für qualifizierte, fleißige und äußerst zielstrebige Mitarbeiter, auch wenn die Kosten derzeit stiegen. Auf Nachfrage führte Theyer zum Thema „Ökologie-Arbitrage“ aus, dass die Umweltvorschriften in China den europäischen ähnlich seien und dass sich das chinesische Werk in Bezug auf die Ökologie nicht von den europäischen Standorten unterscheide.

Leiterplatten Fertigung in Shanghai. Das nächste Werk wird in Chongqin enstehen, von wo aus die weitere Expansion vorangetrieben werden soll. Quelle: AT&S

Fleiss zahlt sich aus
Die Mitarbeiter-Eingangsgehälter orientieren sich am Mindestlohnniveau. Jedoch haben  Mitarbeiter die  Möglichkeit, ihr Einkommen durch Erlangen zusätzlicher Qualifikationen und Erreichen leistungsbezogener Ziele schon nach wenigen Monaten erheblich  zu steigern. Generell ist die Gesellschaft bestrebt, ihre Mitarbeiter mit  zusätzlichen Vergünstigungen und schnellen Aufstiegsmöglichkeiten langfristig an das Unternehmen zu binden, was zumindest bei den White-collar Arbeitern mit hohen Fluktuationsraten Erfolg zu haben scheint.

Finanzkennzahlen
In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2012/2013 (31.03.) erzielte das Unternehmen einen Umsatz von rund 405 Mio. EUR und lag damit ca. 9% über Vorjahresniveau. Das EBIT sank um mehr als ein Drittel von 31,6 Mio. EUR auf ca. 21 Mio. EUR. Eine ungünstige Fertigungs-Auslastung in 2012, verursacht durch den Tsunami in Japan und damit einhergehende erhebliche Abnahmeschwankungen aus den flexiblen Rahmenverträgen, führte in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2012/13 zu einer Reduzierung der EBIT Marge von 8,5 % auf 5,2%. Dies zeigt, wie hoch-wettbewerbsintensiv dieser Markt ist, in dem die Optimierung der längst hocheffizienten und hochkapitalintensiven Produktion zu massiven Gewinnbelastungen führen kann. Dies wird unterstrichen durch die Tatsache, dass Kunden in aller Regel von mindestens drei Leiterplatten-Herstellern beliefert werden. Dies soll die Versorgungssicherheit der großen OEMs gewährleisten, aber eben auch die Durchsetzbarkeit entsprechender laufender Kostenreduktionen.

Der Gewinn pro Aktie lag in Q1-3 bei 0,23 EUR – im Vorjahreszeitraum waren es noch 0,94 EUR. Der Rückgang machte sich auch in der Kursentwicklung bemerkbar. Seit Jahresbeginn fiel der Kurs um beinahe ein Drittel und notiert derzeit bei ca. 6,40 EUR (30.04.: 6,42 EUR). Die Marktkapitalisierung von AT&S beläuft sich auf ca. 165,8 Mio. EUR (Stückaktien: 25,9 Mio.) Die Dividendenzahlung für das Geschäftsjahr 2012/2013 dürfte geringer ausfallen als im Vorjahr (0,32 EUR).

Neue Produktgenerationen für bessere Margen
Für zukünftige Produktgenerationen erwartet das Unternehmen, die Margen durch das stetig zunehmende Prozess Know-how und höchste Effizienz systematisch erhöhen zu können. In Aussicht stellte Theyer einen neuen 3 – 5 Jahres Zyklus mit zunehmender Profitabilität, unterstützt insbesondere durch die dynamische Entwicklung in der Automobilkommunikation und der neuen Substrattechnologie. Dann sollte aus der österreichischen High-Tech-Schmiede AT&S auch wieder eine Aktie mit Aufwärtsdynamik werden.

Testierte Zahlen für 2012/2013 werden Anfang Mai erwartet.

 

Lesen Sie hier die weiteren Teile der China-Investorenreise:

Teil 1: Youbisheng Green Paper
Teil 2: United Power Technology
Teil 3: Haikui Seafood
Teil 4: Kinghero
Teil 5: Ultrasonic
Teil 6: Ming Le Sports

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