Aufsehen erregen will diese Tage die Genekam Biotechnology AG, Duisburger Anbieter von u.a. Vaterschafts- und sonstigen DNA-Tests. Genekam hat im Deutschen Bundestag eine Petition eingereicht, um eine Neuer Markt 2.0-Einführung zu fordern. Darin heißt es: „Die Bundesregierung wollte letztes Jahr den „Neuer Markt 2.0“ einführen, leider hat die Deutsche Börse AG sich gegen dieses Segment entschieden. Wir sind der Meinung, dass diese Entscheidung volkswirtschaftlich Deutschland richtig schadet und unsere Zukunft in Bezug auf die modernen und Hightech-Jobs in Gefahr bringt.“

Ferner wird bemängelt, dass der Deutsche Börse AG eine so wichtige Entscheidung für Deutschland überlassen werde – auch mit dem Hinweis darauf, dass es im letzten Jahr gerade einmal zehn Börsengänge in Deutschland gab. „Seit 2005 wurde es schwer für junge Hightech Firmen in Deutschland, durch Börsengänge an Finanzmittel zu kommen,“ heißt es dort. „Eine Hightech-Firma wie Genekam kann man nicht durch Kredite oder Fördergelder finanzieren, weil man viel Kapital benötigt. Dieses Geld kann nur über den Kapitalmarkt, also die Börse ermöglicht werden. Um dies zu erreichen braucht man Rahmenbedingungen, die die Bundesregierung schaffen sollte und nicht eine private Firma wie die Deutsche Börse AG.“

„Wir bitten die Presse, dass sie sachlich über dieses Thema diskutieren sollte, ansonsten werden wir die Zukunft unseres Landes verspielen,“ heißt es abschließend.

Possenspiel, die nächste?
Liebe Verantwortlichen der Genekam Biotechnology AG, wir von goingpublic.de fühlen uns von Ihnen angesprochen! Hier unsere Antwort, siehe auch der Standpunkt im GoinPublic Magazin 1-2/2015 von Prof. Dirk Schiereck. Ein Markt entsteht nur, wo es Angebot und Nachfrage gibt. Wie die Deutsche Börse es auch Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel zu erklären versucht hat: Es fehlen die Investoren, die sich einem solchen Markt (den es im übrigen gibt!) Leben einhauchen würden… Ohne Investoren keine Nachfrage nach Aktien. Ohne Nachfrage kein Markt, ohne Marktpotenzial kein Marktsegment. Um es mit Prof. Schiereck zu halten: „Wenn die Pferde nicht saufen, hilft auch kein Brunnen!“

Investoren braucht das Land!
Gerade als „Going Public“ wünscht man sich nichts mehr als Börsengänge. Und auch wir finden nicht alles gut, was unser Marktplatzbetreiber Deutsche Börse AG in den letzten Jahren so unternommen hat, um Angebot und Nachfrage am Kapitalmarkt zu stimulieren. Oder um wenigstens den Schrumpfungsprozess am Kapitalmarkt aufzuhalten. Frosta lässt grüßen! Man sollte vielmehr Wege diskutieren, wie wir in Deutschland (noch) mehr Investorenkapital mobilisieren, gerade für junge Wachstums- und Technologieunternehmen. Unsere Gegen-Petition lautet: Verunsichern Sie bitte nicht noch mehr unsere Abgeordneten im Deutschen Bundestag! Es ist an der Zeit, das Possenspiel um den Neuer Markt 2.0 zu beenden.

Konstantin Riffler/Markus Rieger

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