Muss man im Jahre 2014 eigentlich noch für das Thema Nachhaltigkeit  werben oder Überzeugungsarbeit leisten? Lebensweltliche Themen wie der weltweite CO2-Ausstoß, Überfischung der Meere, fatale Arbeitsbedingungen in Textilfabriken in Bangladesh, Energiewende, um nur einige zu nennen, sind ausreichend in das Bewusstsein der Bevölkerung gerückt. Kurz gesagt: Nachhaltigkeit ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Nachhaltige Kapitalanlagen führen hingegen immer noch ein Schattendasein.

Felix Schnella
Felix Schnella

Hoffähig geworden und Fuß gefasst

Die Entwicklung im Bereich Nachhaltigkeit lässt sich schön im Bereich der Investmentfonds aufzeigen. In den letzten fünf bis zehn Jahren, als Nachhaltigkeit in der Gesellschaft zunehmend hoffähig wurde, versuchten verstärkt traditionelle Anbieter in diesem vielversprechenden Segment Fuß zu fassen. Die meisten taten sich jedoch schwer, nachhaltige Fonds zu konzipieren, die einerseits glaubwürdig nachhaltig sind und andererseits auch wirtschaftlich erfolgreich. Die Glaubwürdigkeit kann heute durch die Kooperation mit spezialisierten Analyseagenturen erreicht werden. Allerdings schaffen es die meisten Anbieter nicht, ihre Kunden von Ihren Konzepten zu überzeugen. Viele Produkte verwalten vergleichsweise wenige Assets und tragen auch kaum zum wirtschaftlichen Erfolg bei. Einige größere Asset Manager nehmen das Thema inzwischen auf einer breiteren Ebene auf und integrieren Nachhaltigkeit in die allgemeinen Geschäftsprozesse auf. Dabei spielen die Grundsätze guter Unternehmensführung (Corporate Governance) ebenso eine wichtige Rolle, wie der Ausschluss von Unternehmen mit kontroversen Geschäftspraktiken oder inakzeptablem Umweltmanagement .Aber auch Anforderungen an den Kern der Geschäftstätigkeit spielen inzwischen oft eine Rolle. Bestimmte Aktivitäten, wie die Herstellung von Streubomben werden grundsätzlich nicht mehr akzeptiert. Vor zehn Jahren noch wären derartige Beschränkungen bei kaum einer Gesellschaft vorstellbar gewesen.

Im Verkaufsprospekt werden die angelegten Kriterien veröffentlicht und halten auch heute noch der Überprüfung stand. Alle Investmentmöglichkeiten werden vom hauseigenen Nachhaltigkeitsresearch, unterstützt durch externe Experten, genauestens überprüft. Erst dann machen sich Fondsmanager an die Auswahl der Einzeltitel. Die Gesellschaft verwaltet inzwischen knapp 600 Mio. EUR in verschiedenen Produkten. Neben dem traditionellen, global investierenden Aktienfonds sucht der Asset Manager aber auch immer wieder neue Herausforderungen, um die Palette nachhaltiger Fonds attraktiv zu halten, so z.B. ein nachhaltiger Fonds mit Fokus auf Schwellenländer. Die Wertentwicklung im Vergleich zu vielen traditionellen Fonds und den Emerging Market Indizes seit Auflage im September 2012 zeigt, dass man beim Kauf von Nachhaltigen Fondsprodukten bei der Performance nicht zurück stecken müssen – im Gegenteil.

Nachhaltigkeit bei Ökoworld
Nachhaltigkeit bei ÖkoWorld

CSR-Kriterien gibt es seit Langem

 

Bereits im Jahr 2006 begann die Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse & Asset Management (DVFA) – der Dachverband deutscher Investoren – Kriterien zu identifizieren, die die Qualität der traditionellen Investmentanalyse verbessern sollen. Die eigens eingerichtete Kommission Resonsible Investments identifizierte Leistungsindikatoren, die einen relevanten Einfluss auf die Analyse die Geschäftsergebnisse und die Lage der Gesellschaft haben. 2010 veröffentlicht unter dem Namen “KPIs for ESG” decken die Indikatoren sowohl potentielle Risikofaktoren ab, beispielsweise ökologische Verträglichkeit beinhalten, aber auch Kriterien, die die Zukunftsfähigkeit betreffen, etwa Kundenzufriedenheit oder Patente, die ein Unternehmen besitzt. Die Indikatoren wurden von den Experten der DFVA von Anfang an für Mainstream-Investoren konzipiert und sollen eine Brücke von der breiten Masse der klassischen Investments zu Spezialisten des Nachhaltigkeitssektors spannen. Das langfristige Ziel der Arbeitsgruppe ist die Integration der Leistungsindikatoren in die traditionelle Investmentanalyse. In Jahr 2014 veranstalteten die Experten der DVFA erstmalig auch ein Seminar, das die Integration nicht-finanzieller Informationen in die Unternehmensanalyse behandelt. Das Thema stößt auf hohes Interesse von Investoren, aber auch von Unternehmensvertretern aus den Bereichen Investor Relations und Corporate Social Responsibility.

Fazit

Die nächsten Jahre werden zeigen, wie schnell Nachhaltigkeit in Kapitalanlagen in der Mitte unserer Gesellschaft ankommen. Schließlich ist kann Mensch mit der richtigen Anlage nicht nur gut verdienen, sondern auch gleichzeitig sein Vermögen in eine zukunftsfähige Richtung lenken.
*) Felix Schnella ist bei ÖkoWorld Lux S.A. in Luxembourg als Senior Portfoliomanager tätig. Dort managt er nachhaltige globale Aktien- und Mischfonds. Seit 2006 leitet er als Co-Vorsitzender die DVFA-Kommission „Responsible Investing“.

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