Das Fußballjahr 2012 hat bereits zwei Höhepunkte gesehen: den ersten Double-Sieg in der Vereinsgeschichte von Borussia Dortmund und den Einzug vom FC Bayern München ins Finale der Champions League im eigenen Stadion. Doch das Ereignis, das wohl sportlich und wirtschaftlich (derzeit auch politisch) noch größere Kreise ziehen wird, steht noch bevor – die Fußball-Europameisterschaft in Polen und der Ukraine. Neben dem europäischen Fußballverband UEFA profitiert davon besonders die Sportartikelindustrie. Doch auch die deutschen Bundesligavereine blicken nach den jüngsten Ereignissen positiv in die wirtschaftliche Zukunft. Wie Schalke 04 gerade zeigt, könnte dabei auch der Kapitalmarkt eine Rolle spielen. Eine Kombination mit Potenzial?

Geldregen durch Übertragungsrechte

Die Fernseheinnahmen der Fußballklubs aus der 1. und 2. Bundesliga werden ab der Saison 2013/14 um durchschnittlich 52% pro Spielzeit steigen – ein Ergebnis, das die Erwartungen übertraf. Auslöser dieser Steigerung war ein Bieterkampf der börsennotierten Unternehmen Deutsche Telekom und Sky um die Übertragungsrechte im Bezahlfernsehen und Internet. Die Deutsche Telekom ging schließlich komplett leer aus und verlor auch die Rechte für Web- und IP-TV. Dagegen muss der weiterhin defizitäre Bezahlfernsehsender Sky nun deutlich tiefer in die Tasche greifen.

Für die Vereine kommt es darauf an, diese zusätzlichen Einnahmen sinnvoll einzusetzen. Die Vorzeichen stehen gut: Denn bereits heute gehört die Bundesliga zu den wirtschaftlich gesündesten Profiligen in Europa. In der Saison 2010/11 erzielten 12 von 18 Klubs der 1. Liga ein positives Ergebnis. Der kumulierte Gewinn der Vereine lag bei 52,5 Mio. EUR. Allerdings hatte es in der Saison zuvor noch einen Gesamtverlust in Höhe von 77,9 Mio. EUR gegeben. Der Gewinn in der Spielzeit 2010/11 ermöglichte es nun den Vereinen, ihr Eigenkapital zu stärken und ihre Verbindlichkeiten um insgesamt über 50 Mio. EUR abzubauen. Innerhalb Europas wächst das Gewicht der Bundesligavereine: Inzwischen gehören laut der jährlichen „Football Money League“ von Deloitte vier von ihnen zu den 20 umsatzstärksten Vereinen in Europa.

*) exklusive Transfererlöse; Quelle: Deloitte-Analyse

 

Schalke folgt Dortmund an den Kapitalmarkt

Neben Bayern München und dem Hamburger SV sind dies FC Schalke 04 und Borussia Dortmund. Sie verbinden neben ihrer geographischen Lage und einer herzlichen gegenseitigen Abneigung noch weitere Gemeinsamkeiten: Beide Vereine mühten sich in den letzten Jahren fleißig und erfolgreich, ihre Verbindlichkeiten abzubauen. Und beide Vereine sind auf dem Kapitalmarkt aktiv. Während Borussia Dortmund bereits seit 2000 der einzige börsennotierte Fußballklub Deutschlands ist, betritt Schalke mit seiner aktuellen Anleihebegebung gewissermaßen Neuland. Zwar ist es nicht die erste Anleihe der Königsblauen, jedoch die erste, die an einer Börse (geplant ist der Frankfurter Entry Standard) notiert und gehandelt werden soll (siehe auch Seite 82). Das angestrebte Volumen von 50 Mio. EUR übertrifft zudem alle bisherigen Anleiheemissionen von Fußballvereinen. Abgesehen von Schalke waren es bislang eher kleinere Vereine wie Alemannia Aachen, der FC St. Pauli oder Hansa Rostock, die sich mit sogenannten Fan- oder Stadion-Anleihen Geld besorgten. Auch Hertha BSC Berlin zählt spätestens seit dem Abstieg vorerst nicht mehr zu den großen Klubs – anders als der Hamburger SV: Der Traditionsverein denkt dem Vernehmen nach schon seit längerer Zeit über eine Anleihe nach. Vielleicht folgen die Hamburger ja dem Schalker Modell mit Börsennotierung.

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