Die Zeichnungsfrist für den Wohnimmobilienspezialisten Deutsche Annington läuft seit heute erneut. In einem beschleunigten Bookbuildingverfahren aber nur bis morgen. Das Debüt am Kapitalmarkt soll am 11. Juli stattfinden. Der größte privat gehaltene Wohnungseigentümer wollte beim IPO ursprünglich mehr als 1 Mrd. EUR einsammeln. Im nun gestarteten 2. Anlauf könnten es zwischen 575 und 592 Mio. EUR werden.

Zwischen 16,50 und 17 EUR kosten die Papiere. Die 18 bis 21 EUR aus dem ersten Anlauf waren den Investoren offenbar zu teuer. Das Angebot beläuft sich nun auf knapp 600 Mio. EUR, das wären rund 15% im Streubesitz. Alteigner ist die britische Private-Equity-Gesellschaft Terra Firma, die demzufolge ein wenig „auscasht“. So richtig hat Terra Firma mit dem Investment jedoch auch nicht verdient.

Mit LEG Immobilien – das IPO erfolgte gleich Anfang dieses Jahres – wäre die Deutsche Annington schon das sechste Immobilien-Unternehmen im MDAX. Denn dafür wäre die DA auf Anhieb ein heißer Kandidat, schließlich betrüge die Marktkapitalisierung zur Emission bereits bis zu 3,8 Mrd. EUR. Die DA wäre sogar schwerer als der kleinste DAX-Titel Lanxess.

Bremsklotz Finanzen
Nach eigenen Angaben ist das Unternehmen mit 180.000 Wohneinheiten im Wert von über 10 Mrd. EUR Deutschlands größte private Wohnimmobiliengesellschaft. Entstanden war sie aus der Privatisierung sogenannter Eisenbahnerwohnungen im Jahr 2000/01. Mit einem operativen Ergebnis von fast 0,5 Mrd. EUR ist die DA auch alles andere als ein kleiner Fisch. Indes: Der Nettogewinn von 172 Mio. EUR liegt über die Hälfte niedriger als im Vorjahr – Grund: hohe Finanzaufwendungen. Das ist zugleich die vermeintliche Börsenstory: Wichtige Refinanzierungen stünden im Herbst an, so muss die Eigenkapitalbasis noch kurz gestärkt werden. JP Morgan und Morgan Stanley haben der DA einen Kredit über 2,5 Mrd. EUR eingeräumt – beide Häuser begleiten allerdings auch den Börsengang. Fast 5 Mrd. EUR an Verbindlichkeiten lasten wie ein Bremsklotz an der DA.

Störend wirkt, dass Wohnimmobilien hierzulande praktisch komplett „unsexy“ sind. Nicht nur, dass im deutschen REIT-Gesetz (REIT: Real Estate Investment Trusts) Wohnimmobilien auf Geheiß entsprechender Lobbyisten ausgeklammert bleiben, auch verspricht etwa die SPD ihrer Wählerschaft einen populistisch motivierten Mietpreisstopp. Der Börsengang wirkt nach Umbesetzungen im Aufsichtsrat (u.a. Ex-Eon-Chef Bernotat) übereilt und opportunistisch – vorausgesetzt freilich, er klappt überhaupt im 2. Anlauf.

Fazit
Typischer Fall von „die Aktie ist kein Muss“, anders kann man den Sachverhalt schwerlich zusammenfassen. Größter Pluspunkt ist die MDAX-Phantasie. Als Investitionsgrundlage scheint das kaum ausreichend oder gar befriedigend.

 

Deutsche Annington AG – Emissionsparameter
WKN A1ML7J
Erstnotiz 11. Juli
Zeichnungsfrist bis 10. Juli
Preis 16,50 bis 17 EUR
MarketCap 3,7 Mrd. EUR bis 3,8 Mrd. EUR
Marktsegment Prime Standard
Emissionsprospekt ja
Emissionsvolumen 24,24 Mio. aus Kapitalerhöhung + 6,06 Mio. aus Bestand AA +
Greenshoe von 4,55 Mio., Volumen 575 bis 592 Mio. EUR
Konsortium J.P. Morgan, Morgan Stanley (globale Koordinatoren)
Free Float max. 15,5%

 

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