Bildnachweis: Titelbild Plattform Life Sciences-Ausgabe 2/2025.
Der neue Koalitionsvertrag setzt hohe Erwartungen: Biotechnologie ist als „Schlüsselindustrie“ verankert, flankiert von dem Versprechen regulatorischer Weichenstellungen. Auf dem Papier ist der Kurs klar – in der Praxis bleibt die Umsetzung anspruchsvoll.
Ein Blick auf die Daten verdeutlicht die Lage: Laut EY-Report 2025 tagnieren zentrale Kennzahlen: Forschungs- und Innovationsausgaben stiegen 2024 um vier Prozent, die Zahl der Biotech-Unternehmen um drei Prozent – gleichzeitig gingen Umsatz und Beschäftigung zurück. Die Finanzierungssummen legten mit 1,9 Mrd. EUR (+78 %) 2024 zwar stark zu, fielen aber im ersten Quartal 2025 deutlich ab. Das zeigt: Kapital fließt dorthin, wo Märkte sichtbar sind – in Onkologie, Radiopharmazie und Immuntherapie, während breitere Plattformansätze an Aufmerksamkeit verlieren.
Biotechnologie wächst nicht mehr in der Breite, sondern in der Tiefe.
Die neue Ausgabe der Plattform Life Sciences untersucht diese zunehmende Fokussierung: Welche Folgen hat sie für den Standort Deutschland, für Forschung, Finanzierung und Regulierung? Und wo liegen die Spielräume, um die Biotechnologie politisch wie wirtschaftlich tragfähig aufzustellen?
Deutlich wird, wie weit die Spezialisierung der Branche fortgeschritten ist – bei Technologien, Kapitalströmen und Standorten. Damit sie ihr Potenzial entfalten kann, müssen Rahmenbedingungen, Finanzierung und Regulierung Schritt halten.
Unter anderem zeigen folgende Beiträge, wo sich die Branche verdichtet, wo sie stockt, wo aber eben auch neue Dynamik entsteht – und welche Voraussetzungen geschaffen werden müssen, damit aus Spezialisierung nachhaltiges Wachstum wird:
- „Calling Berlin“ (S. 14) – Dr. Sven Wagner (Sartorius) erklärt, warum lange Zulassungsprozesse und fehlende Pilotstrukturen den Technologietransfer ausbremsen und regionale Spezialisierung allein nicht genügt
- „Radiopharmazie: Weiterhin vorn mitspielen“ (S. 22–24) – Dr. Mark Harfensteller (ITM Isotope Technologies Munich) zeigt, wie aus einem Nischensegment eine strategische Plattform entsteht – und welche Grenzen Logistik und Regulierung setzen.
Wer die Richtung vorgibt, wird die Zukunft der Branche bestimmen.
- „Venture Capital Monitor“ (S. 18–21) – Mathias Klozenbücher (FCF Fox Corporate Finance) analysiert eine zunehmend selektive Investorenlandschaft, in der Kapital gezielter und risikoärmer eingesetzt wird.
- „Brain-Computer Interfaces sind längst kein reines Zukunftsthema mehr“ (S. 26–28) – Dr. Selina Greuel (Insellar) beschreibt, wie Neurotechnologie rasant wächst und neue Investitionslogiken prägt.
- „Biotech Basket“ (S. 30) – Die Analyse der börsennotierten Biotech-Unternehmen verdeutlicht, wie Bewertung, Kapitalzugang und Marktvertrauen im europäischen Vergleich auseinanderlaufen – und wo Deutschland im Investorenfokus ansetzt.
Weitere Themen der Ausgabe:
- „15 Jahre Bioökonomiestrategien – wo wir in Deutschland stehen“ (S. 8) – Dr. Viola Bronsema, BIO Deutschland
- „Die Biotechnologie im Koalitionsvertrag der 21. Legislaturperiode“ (S. 12) – Charlotta Winter & Dr. Fábia Lobo, BPI e. V.
- „Innovationsförderung braucht Immobilienintelligenz“ (S. 40) – Yvonne Patschke, BioCampus Cologne
- „Deutschland braucht Wachstumsfinanzierung für Life-Sciences-Champions“ (S. 50) – Stefan Fischer & Prof. Dirk Honold, TVM Capital
Die Ausgabe zeigt: Fokussierung allein reicht nicht. Nur wenn Politik, Kapital und Infrastruktur den gleichen Kurs einschlagen, kann aus Spezialisierung Stärke werden.
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Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre.
Urs Moesenfechtel
Redaktionsleiter Plattform Life Sciences
Autor/Autorin
Urs Moesenfechtel, M.A., ist seit 2021 Redaktionsleiter der GoingPublic Media AG - Plattform Life Sciences und für die Themenfelder Biotechnologie und Bioökonomie zuständig. Zuvor war er u.a. als Wissenschaftsredakteur für mehrere Forschungseinrichtungen tätig.