Stephan Grell, CEO und Gesellschafter, yingiz GmbH & Co. KGaA

Die Macht der Verbraucher nutzt yingiz, um günstiger shoppen zu können. Auf das Genossenschaftsprinzip setzt die Einkaufsgemeinschaft auch bei einer laufenden Kapitalerhöhung, wo eigene Mitglieder Aktionäre werden sollen. Wegen des höheren Aufwands wollte das Management auf einen Wertpapierprospekt verzichten. Im Gespräch erläutert CEO Stephan Grell, welche rechtlichen Klippen zu umschiffen waren, wie die Wachstumsstrategie aussieht und wann der Börsengang kommt.

GoingPublic: Herr Grell, yingiz bezeichnet sich selbst als „Genossenschaftsprojekt“. Was ist damit gemeint?
Grell
: Dahinter steckt ein modernes Projekt des alten Genossenschaftsgedankens: Viele Verbraucher mit einem ähnlichen Konsumverhalten tun sich zusammen, um beim Einkaufen zu sparen. Wir sind auch deshalb eine Genossenschaft, weil wir unseren Mitgliedern das Angebot machen, sich über Aktien am Unternehmen zu beteiligen.

GoingPublic: Wie sieht das konkret aus?
Grell
: Wir sind ein großes Sammel-Sparschwein. yingiz bietet seinen Mitgliedern dauerhaft „Geld-zurück-Provisionen“ bei mehr als 2.000 Online-Partnern an. Wir wollen das Modell auch im stationären Handel praktizieren. Dazu führen wir Verhandlungen mit vielen Händlern über Provisionszahlungen beim Einkauf unserer Mitglieder. Auch mit Produktherstellern soll nach diesem Prinzip kooperiert werden. Dann spielt es keine Rolle mehr, wo unsere Mitglieder letztlich das Produkt kaufen, um den Preisrabatt zu erhalten. Von den Provisionen bekommt der Käufer den Großteil zur Auszahlung gutgeschrieben, einen kleineren Teil erhält yingiz für den Betrieb des Portals.

GoingPublic: Kann man nicht im Internet direkt einfach nach dem besten Preis suchen?
Grell
: Das eine schließt das andere ja nicht aus. Wenn Sie zum Beispiel einen bestimmten Fernseher günstig im Internet kaufen möchten, recherchieren Sie zunächst über eine Suchmaschine die besten Preisangebote. Wir bieten unseren Mitgliedern mit einem Software-Tool noch den letzten „Kick“: Wenn Sie den Fernseher bei Cyperport kaufen, bekommen sie noch 2% Belohnungsprämie vom Preis zurück.

GoingPublic: Warum ist diese Einkaufsgemeinschaft aber auch für Händler und Produktverkäufer attraktiv?
Grell: Auch für die Anbieter sind die gewährten Provisionen verkaufspsychologisch ein zusätzlicher Anreiz. Letztlich soll die Belohnung bewirken, dass solche Produkte von unseren Mitgliedern verstärkt gekauft werden. Je mehr wir werden und je mehr wir bei den Partnern umsetzen, desto besser werden auch die Konditionen für den Einzelnen.

GoingPublic: Welche Ziele wollen bzw. können Sie mittelfristig erreichen?
Grell
: Seit der Gründung 2008 haben wir einige Jahre intensiv damit verbracht, die Online-Plattform aufzubauen und voll funktionsfähig zu machen. Zuletzt haben wir den Support deutlich verbessert. In diesem Jahr soll vor allem die Zahl unserer Mitglieder deutlich gesteigert werden, um damit die Kaufkraft gegenüber unseren Partnern zu erhöhen. Insgesamt soll die Mitgliederzahl auf 200.000 steigen. Auch hier sehen Sie unsere Strategie: Wir reden nicht von Millionen Mitgliedern, sondern wollen nachhaltig wachsen. Zudem ist geplant, dass wir unsere Angebote noch mehr individualisieren und auch Grundbedürfnisse abdecken.

GoingPublic: Warum führen Sie zwei Kapitalerhöhungen durch?
Grell
: Wir haben ja den Anspruch, eine Genossenschaft auf Aktien zu sein. Dies bedeutet, dass auch unsere Mitglieder Aktien kaufen sollen. 2010 haben wir im ganzen Jahr eine Mitgliederbeteiligungsrunde durchgeführt. Ohne einen Prospekt ist allerdings eine solche ununterbrochene Kapitalerhöhung rechtlich sehr problematisch. Deshalb haben wir die aktuelle Beteiligungsrunde bis zur gesetzlich zulässigen Bagatellgrenze von unter 100.000 EUR heruntergefahren. Die parallel laufende Kapitalerhöhung für Freunde und Unterstützer unseres Projekts wurde mit 300.000 Aktien auf 10% des Grundkapitals bei Ausschluss des Bezugsrechts beschränkt, so dass ebenfalls kein öffentliches Angebot vorliegt und damit kein Wertpapierprospekt erforderlich ist.

GoingPublic: Wofür sollen diese Finanzmittel dienen?
Grell
: Es geht um eine Wachstumsfinanzierung. Der Großteil dieser Finanzmittel soll in die Werbung für neue Mitglieder fließen. Die anderen Teile werden verwendet, um den Organisationsaufbau im Unternehmen voranzutreiben und neue Partner zu akquirieren.

GoingPublic: Bei einer Kapitalerhöhung können auch Ihre Mitglieder via Internet zu Aktionären werden. Wie ist bisher die Resonanz auf dieses Angebot?
Grell
: Bei unserem ersten Angebot 2010 waren wir sehr überrascht, wie viele Mitglieder mitgemacht haben. Das neue Angebot ist gerade gestartet, trotzdem ist die Resonanz bereits sehr gut. Die Anfragen sind vielfältig, unsere Mitglieder wollen zum Teil noch mehr Informationen, wobei wir der Meinung sind, dass wir bereits eine Transparenz bieten, die kaum noch zu toppen ist.

GoingPublic: Wie informieren Sie Ihre Aktionäre über die laufende Geschäftsentwicklung?
Grell
: Was wir momentan auf unserer Website in der Rubrik Mitgliederbeteiligung veröffentlichen, ist ähnlich umfangreich wie ein Wertpapierprospekt. Hier finden Anleger alle Daten zur bisherigen und künftigen Geschäftsentwicklung, die man auch in einem Prospekt veröffentlichen müsste, um es von der BaFin zertifizieren zu lassen. Der einzige Grund, warum wir es nicht getan haben, sind die Kosten von etwa 300.000 EUR, die unsere Mitglieder bezahlen müssten und die wir lieber in unser Projekt investieren.

GoingPublic: Planen Sie auch einen Börsengang?
Grell
: Ja, er ist für Herbst 2013 oder Frühjahr 2014 vorgesehen. Der Hintergrund ist aber nicht in erster Linie eine weitere Kapitalmaßnahme im Sinne eines IPOs, sondern unser Versprechen gegenüber Anlegern, dass die Aktien handelbar gemacht werden.

GoingPublic: Herr Grell, vielen Dank für das interessante Gespräch!

 

 

Autor/Autorin