Eine Schwalbe macht bekanntlich noch keinen Sommer, aber ein ganzes Rudel schon. Drei Monate in Folge gehen nun schon ausländische Mittelzuflüsse an den US-Markt zurück. Im Februar lag der Nettowert nur mehr bei knapp 22 Mrd. US-$, halb so viel wie im Vormonat Januar und zugleich so niedrig wie zu jener unglückseligen Zeit des Erwachens, als Enron und Nachfolgende einräumen mußten, daß das Neue an der New Economy nicht wirklich neu war, sondern ein Taschenspielertrick.
Der Irak-Krieg kann es nun nicht sein, denn der war seit praktisch einem Jahr angekündigt – mehr oder minder. Bleibt also das berühmte Zwillingsdefizit der USA in Haushalt und Leistungsbilanz sowie die Frage, wer denn nun die benötigten ca. 50 Mrd. US-$ Finanzierungslücke pro Monat zu kitten bereit oder in der Lage ist. Der möglichen Repatriierung der Gelder von US-Investoren stehen höhere Positionen von Fremd-Investoren gegenüber. Während Erstere über 2,1 Bio. US-$ verfügen, können Letztere immerhin 3,2 Bio. US-$ für sich reklamieren.
In den 1 ½ Monaten vor dem Feldzug kaufte die US-Zentralbank recht aggressiv eigene Bonds zurück, um die Märkte weiter mit Liquidität zu umsorgen. Dies waren 7,3 Mrd. US-$ pro Woche gegenüber nur 2 Mrd. US-$ in den Vorwochen. Immerhin gehört die Hälfte der ausstehenden Treasuries ausländischen Investoren. Auch hier läßt die Nachfrage nach.
Schließlich, auch die M&A-Aktivität verlangsamt sich. Im letzten Jahr flossen noch netto rund 100 Mrd. US-$ über diesen Kanal an Direktinvestitionen in die Staaten. Bis dato hielten sich die Unternehmen jedoch mit diesbezüglichen Akquisen zurück, abgesehen vom Umstand, daß HSBC im ersten Quartal Household International übernahm. In diesem Punkt ist also ebenfalls eher mit Ab- statt mit Zuflüssen zu rechnen (sh. z.B. Procter & Gamble und Wella).
Der aktuelle monatliche Finanzierungsbedarf von 50 Mrd. US-$ übersteigt die Grenzen des Möglichen. Neben zahlreichen anderen Gründen darf man sich über einen fallenden US-$ / steigenden Euro nicht mehr wundern. Er ist zur Realität geworden. Die Frage ist nur noch, wann die Masse der jetzigen Dollar-Investoren realisiert, daß die US-Währung zur heißen Kartoffel wird. Ein langsamer, stetiger Euro-Anstieg wäre noch das optimistische Szenario.
Die GoingPublic Kolumne erscheint zweimal wöchentlich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.