Oh, wie ängstlich muß der durchschnittliche Aktienanleger sein, ob Privatier oder Institution. Seit Monaten schon sorgt jedes Säbelrasseln aus Washington, daß nun „Desert Storm II“ kurz vor der Tür steht, für hektische Verkaufswellen. Man fragt sich, ob irakische Regierungskreise diesen leicht durchschaubaren Mechanismus nicht nutzen, um mit Put-Optionen ihre Kriegskassen zu füllen.

Erst ein paar verdächtige Waffenarsenale leerräumen, dann den UNO-Inspektoren Zutritt gewähren, worauf diese verkünden, mangels semi-verdächtiger Funde noch etwas mehr Zeit zu brauchen, was George W. Bush selbstredend dazu provoziert, die Hand etwas näher an den geladenen Colt am Gürtel zu führen. High Noon auf der Weltpolitikbühne. Eine Kleinigkeit nur noch, Mr. Hussein, ein falscher Wimpernschlag genügt, und wir schlagen ohne Gnade los. Und schon testen Dax und Dow neue Tiefs, obwohl doch angeblich, wie oft beteuert, ein Irak-Krieg längst eingepreist sei. Sollte es wirklich so einfach sein, daß alle nur auf den neuen D-Day warten und dann der Marktwert der großen Weltkonzerne wieder höher geschätzt werden darf?

A prospros „oft beteuert“, liebe Bundesbürgerinnen und Bundesbürger: Haben Sie vernommen, mit welcher Vehemenz die von uns kürzlich wiedergewählte Regierung eine Mehrwertsteuererhöhung dementiert? Auch diese Mechanik kennen wir jetzt bereits. Raten Sie mal, welche Steuer als nächstes erhöht wird. Wenn Einkommen- und Körperschaftssteuereinnahmen ins Nirwana abtauchen, wo soll“s denn herkommen? Ob Wahlen-sei-dank nun der gewünschte, seit erstaunlich vielen Jahren gepredigte „Ruck durch Deutschland“ geht? Doch wo soll sich die lethargische Wirtschaft die nötige Liquidität besorgen? Kauft der Irak billige deutsche Aktien mit den Gewinnen aus Put-Optionen auf den Dax auf? Nachbar Kuwait hat bereits bewiesen, daß auch fremde Staatskassen Großaktionäre sein können.

Die Wahlergebnisse Hessens und Niedersachsens bewegen fundamental erst einmal nicht viel. Als Zeichen der Hoffnung, daß sich die Erosion der rot-grünen Machtbasis beschleunigt, könnten Investoren aus dem In- und Ausland sie durchaus interpretieren und für freundliche Kurse sorgen. Seht her, so ganz alles läßt sich das Volk dann doch nicht gefallen.

Haben Sie Fragen oder Anregungen zu diesem Beitrag? Dann nutzen Sie das askGoingPublic-Board: Stellen Sie GoingPublic Ihre Fragen oder diskutieren Sie die Fragen anderer User!

Die GoingPublic Kolumne erscheint jeweils montags, mittwochs und freitags in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

Autor/Autorin