Convertible klingt nach Progressivität, irgendwie neu und ziemlich bedeutsam. Gemeint ist aber nichts anderes als die gute alte Wandelanleihe. Und dennoch: In der immer noch sehr angespannten Situation hat genau diese Wertpapierart eine unglaubliche Renaissance erlebt. Wandelanleihen werden in der Regel von Unternehmen aufgelegt, die einen aktuellen Kapitalbedarf befriedigen wollen. Dafür gibt es viele Wege. Soll es aber über die Börse laufen, dann bleibt dem betreffenden Unternehmen nur die Wahl zwischen der Ausgabe von Aktien (oder einer späteren Kapitalerhöhung) und dem Auflegen von Bonds.

Die Frage nach der Realisierbarkeit von Kapitalerhöhung & Co. dürfte sich mit einem Blick auf die Liste der nächsten Börsenkandidaten selbst beantworten. Der IPO-Markt liegt immer noch am Boden. Darüber hinaus ist die Ausgabe eigener Aktien keine Sache von ein paar Tagen. Solch ein Projekt kostet Zeit und vor allem Geld. Ähnlich ist es mit dem Auflegen einer Anleihe (Corporate Bond).

Die dritte Möglichkeit ist die goldene Mitte. Eine Anleihe verbunden mit dem Wahlrecht, sich die Anleihe entweder zurückzahlen zu lassen oder zu einem bei Ausgabe festgelegten Verhältnis in Aktien. Für den Investor lohnt sich dieser Schritt, wenn der Kurs der zugrundeliegenden Aktie über den Wandlungspreis klettert. Grob gesagt heißt das, man kann auf das (leicht eingeschränkte) Potential der jeweiligen Aktie setzen und ist nach unten hin durch das Wirken der Anleihe gegen übermäßige Kursverluste abgesichert.

Geprägt durch niedrige Zinsen, eine hohe Volatilität an den Aktienmärkten und wieder anziehende Kurse ist das derzeitige Börsenumfeld geradezu prädestiniert für Convertibles. Im abgelaufenen Jahr begaben europäische Unternehmen Wandelanleihen im Wert von über 48 Mrd. US-$, während über IPOs nur 28 Mrd. US-$ aufgenommen wurden. Bestes Beispiel ist Infineon. Für seine neue Strategie – oder war es einfach nur die Deckung weiterer Finanzlöcher? – sammelte der Chiphersteller kurzfristig 1 Mrd. Euro ein. Über eine weitere Kapitalerhöhung (die letzte fand doch erst im Sommer letzten Jahres statt!) wäre das undenkbar gewesen. SAP ist momentan kurz davor, den gleichen Schritt zu tätigen. Die Vorbereitungen sind abgeschlossen, um kurzfristig mit einem Convertible Bond bis zu 1 Mrd. Euro zu erlösen.

Der Convertible Bond ist eine Alternative zur Aktie, mit der man besonders dieser Tage weitaus ruhiger schlafen kann. Vorausgesetzt, die Emissionsbedingungen sind geprüft, denn nicht jeder Convertible hält, was er verspricht. Und Kursverluste sind schließlich auch hier nicht ganz auszuschließen.

Die GoingPublic Kolumne erscheint jeweils montags, mittwochs und freitags in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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