Die Spekulationen um eine bevorstehende Fusion im deutschen Bankensektor, Meldungen über den Bau des neuen Super-airbus A3XX, der (zuletzt nicht mehr so schwache) Euro, die Steuer- und Rentendebatte im Bundestag, oder die Diskussion um die UMTS-Lizenzen. Eines haben alle diese Meldungen jedoch gemeinsam: Nach dem Motto „Im Westen nichts Neues“ hat man den Eindruck, daß die gleiche Thematik mangels echter Neuigkeiten immer wieder aufgewärmt wird. Wesentlich neue und interessante Aspekte ergeben sich jedoch eher selten und manchmal auch zufällig.

So mußte jedem durchschnittlich intelligenten und geBild-eten Hobbybörsianer schon vor Wochen klargewesen sein, daß die UMTS-Lizenzen für die europäischen Telekommunikationskonzerne ein finanzielles Abenteuer darstellen (wir kommentierten dies bereits an dieser Stelle). Gerade wurde bekannt, daß sich 1,5 Mio. der aktuell 12 Mio. deutschen Handynutzer dieses Statussymbol der Young Generation gar nicht leisten können. Demnach kommt ein UMTS-Anschluß mit den absehbar höheren Gebühren erst recht nicht in Frage. Wo sollen dann also bitte die geschätzen 50 Mio. User im Jahr 2002 herkommen, und vor allem wie sollen die erforderlichen Erträge zur Amortisierung zustandekommen? Die steigenden Benzinpreise und die nach wie vor hohe steuerliche Belastung der privaten Haushalte lassen jedenfalls keine Rückschlüsse darauf zu, daß Leute wie Du und ich in Zukunft bereit sind, für zeitlich und räumlich unbegrenzte Kommunikation sowie WAPen und Surfen im Internet mehr Geld auszugeben als bisher für das gewöhnliche Telefonieren. Eher dürften sie gerade an dieser Stelle sparen, der Wettbewerbsdruck innerhalb der Branche wird also weiter zunehmen.

So haben sich die betroffenen Telekommunikationskonzerne auch bereits bei Bekanntwerden des Auktionsmodus zu Bieterallianzen zusammengeschlossen oder verzichten gar auf eine Teilnahme an dieser Veranstaltung. Mittlerweile haben daher auch die Consultants von Arthur D. Little das Thema aufgegriffen und warnen vor einer zu großen Bietereuphorie. Die nicht mehr ganz so rosigen Geschäftsaussichten des „Global Players“ Deutsche Telekom scheinen jedoch insbesondere deutsche Privatanleger nicht davon abzuhalten, der KfW bei der als „3. Emission“ bezeichneten Versteigerung die nach wie vor überteuerten T-Aktien nahezu blind aus den Händen zu reißen, ohne den Preisfindungsmodus geschweige denn das Geschäftsmodell genau zu kennen. Selbst auf einem türkischen Basar dürfte die Preistransparenz größer sein! Aber anders als der erfahrene Altbörsianer Manfred Krug haben die meisten Kleinaktionäre wahrscheinlich noch nie und wollen halt auch mal…

Ansonsten bietet das Börsenparkett derzeit wenig Abwechslung. Trotz Feiertagshandel und verlängerter Handelszeiten (alle Börsianer und Angestellten in handelsnahen Bereichen der Banken werden es den Urhebern danken!) gehen die Umsätze schon seit Wochen zurück. Eine Abstinenz der Anleger droht sich einzustellen, die vergleichbar ist mit dem Ausbleiben der Besuchermassen auf der mit viel Geschrei und Tamtam eröffneten Expo. Für etwas Abwechslung auf dem Parkett könnte daher höchstens die gerade angelaufene Fußball-EM sorgen, obwohl die eher durchschnittliche Auftaktleistung der deutschen Mannschaft nicht gerade zu großer Euphorie Anlaß gibt. Leider bieten die philosophischen Ergüsse eines Erich Ribbeck über „subjektive“ und „objektive“ Betrachtungen seiner Kicker zwar auch keinen höheren Unterhaltungswert als vage Äußerungen und Andeutungen von Unternehmensvorständen zu mutmaßlichen Fusionen, zukünftigen Unternehmensstrategien oder (absehbaren) Gewinneinbrüchen. Dennoch hat der Fußball immerhin den Vorteil, daß nach einem Spiel immer ein konkretes Ergebnis feststeht, was man als Folge von Unternehmensnachrichten und Ad hoc-Meldungen nicht immer feststellen kann. Eine beachtenswerte Notiz machte jedoch im Zusammenhang mit König Fußball bereits letzte Woche die Runde. Die Europameisterschaft Euro 2000 könnte nach Ansicht des ABN Amro-Chef-Volkswirtes Robert van den Bosch den Euro stützen und in der Euro-Zone einen Nachfrageschub auslösen. Dabei würde ein Sieg der schwächelnden deutschen Mannschaft der Region am meisten nützen, während bei einem Sieg der Niederländer oder der Engländer mit einem Überhitzen der Konjunktur des jeweiligen Landes zu rechnen sei. Angesichts dieser weitreichenden ökonomischen Folgen dürfte die EM in den nächsten drei Wochen nicht nur unter sportlichen Aspekten wahrscheinlich eines der wichtigsten Themen auf dem Parkett sein. Es lebe das Sommerloch!

Die GoingPublic-Kolumne erscheint börsentäglich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

 

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