Fraglich ist, ob der Erwerb lediglich einen emotionsgeladenen Kauf verkörpert, um die schwarz-gelbe Fanartikelsammlung zu vervollständigen oder ob neben den BVB-Spielern und deren Anhängern auch andere Investoren der Aktie Vertrauen schenken sollten.

Der Emissionspreis der BVB-Aktie wurde bei 11 Euro festgelegt. Bis dato hat die Börse diese Bewertung noch nicht wieder gerechtfertigt. Denn seither wird der Kurs stets von geringen Umsätzen sowie einer negativen Performance begleitet. Und das, obwohl die Konsortialführerin Deutsche Bank beim Börsengang Stützungskäufe im Wert von ca. 10 Mio. Euro tätigte. Natürlich läßt sich die Marktkapitalisierung nicht an der Positionierung in der Bundesliga ablesen, aber der Chart verläuft auffällig parallel zu den sportlichen Ergebnissen auf dem Rasen. So ist eine 6:2-Schlappe im Münchner Olympiastadion gegen den FC Bayern am noch jungen Kursbild bereits direkt erkennbar. Zwar schloß der Kurs am Freitag vor dem Spiel noch bei knapp 10 Euro, jedoch waren es aufgrund der Niederlage am Ende des nachfolgenden Börsenmontags gut 4 % weniger. Dagegen wurde der anschließende Sieg gegen den zwischenzeitlichen Tabellenersten der Fußballbundesliga Hertha BSC kaum von der Börse honoriert. Kursgewinne waren Fehlanzeige. Zumindest ließen sich in der dritten Börsenwoche weitere Verluste vermeiden. Die Regel, daß schlechte Nachrichten eher von der Börse quittiert werden als gute, greift wohl auch oder besonders bei Fußballaktien.

So brachte auch die „sportliche Ad hoc-Meldung“ über die schwere Erkrankung des Lizenzspielers Heiko Herrlich den Kurs im Tagesverlauf auf den damaligen Tiefststand von 9,30 Euro. Mit bereits sieben geschossenen Toren hätte wohl der einstige Bundesligatorschützenkönig bei einem wiederholten Gewinn der Torjägerkanone den Kurs persönlich nach oben katapultieren können.

Wie sensibel Fußballaktien reagieren können, verdeutlicht das Beispiel AS Roma: Der Kurs der Aktie verzeichnete Mitte des Jahres einen nicht zu verachtenden Sprung in Höhe von etwa 20 % auf den Höchstwert von 6,70 Euro. Dieser begründete sich wohl in den spektakulären Neuverpflichtungen des Argentiniers Gabriel Batistuta sowie des Brasilianers Emerson. Die schwere Verletzung von Emerson war allerdings dafür verantwortlich, daß der Kurs Ende August auf 6,20 Euro zurückkam und bis dato die Höchstmarke nicht wieder erreicht wurde. Und das, obwohl die Mannschaft zur Zeit die italienische Tabelle anführt.

Dortmund und Rom belegen die Brisanz, die im Geschäft mit den Fußballaktien steckt. So können sportliche Einzelschicksale ähnlich stark auf das Kursbild einwirken wie die fundamentalen Vereinsdaten. Derartige Daten versprechen aber kaum ein größeres Wachstumspotential als bei anderen Unternehmen. Beispiel Dortmund: das Westfalenstadion stößt in jedem Heimspiel an seine Kapazitätsgrenze, ein Anhänger von Eintracht Frankfurt wird sich kaum ein schwarz-gelbes Trikot überziehen, und eine Fusion mit Schalke 04 ist wenig wahrscheinlich. Auch von der Globalisierungsdebatte dürfte die Aktie kaum profitieren. Denn ein Meisterschaftsspiel in New York, sicher zur Freude von Lothar Matthäus, liegt abseits aller Fußball-Realität. Insofern läßt sich Wachstumsphantasie nicht unmittelbar auf die BVB-Aktie übertragen, auch wenn mit der eigenen Internet-Agentur ein Hauch der New Economy durch das Westfalenstadion weht.

Allerdings stellt die historische Kursperformance des Marktführers Manchester United von 1.200 % so manchen Wachstumswert ins Abseits. Doch der englische Traditionsverein überzeugte in der Vergangenheit neben wirtschaftlicher auch durch ständige fußballerische Qualität. Aber vor allem gelang es Manchester wohl am besten, die vorhandene Fußballeuphorie auf den Aktienkauf zu übertragen. So beweist das englische Beispiel, das sich die emotionale Strategie beim Fußballinvestment doch als lukrativ herausstellen kann.

Ungeachtet eines nicht herausragenden Starts der BVB-Aktie und aller besonderen Rahmenbedingungen des Fußballumfeldes wäre es daher sicher auch nicht richtig, alle Vereine über einen Kamm zu scheren. Einfallsreichtum der fußballerischen Geschäftemacher ist sicher gefragt! Bis dahin dürften die „alten Fußballregeln im neuen Börsengewand“ jedoch weiter ihre Berechtigung haben: „Der Ball ist rund und das Börsenparkett ist glatt“, „Ein Börsentag dauert 11 Stunden“ und „Die nächste Anlage ist immer die Schwerste“.

Die GoingPublic-Kolumne erscheint börsentäglich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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