Ein schöner Anblick war es ja wahrlich nicht, was da im Zuge des weltweiten Börsen-Crashs zu Tage gefördert wurde. Viele der auf Hochglanz polierten Technologie-Unternehmen wurden das Opfer ihrer eigenen marktschreierischen Zukunftsversprechen, denen sie mit aufgepeppten Bilanzen gerecht werden wollten. Luftbuchungen, Scheingeschäfte, unsinnige Sonderposten und andere Possen ließen sich die „kreativen Buchhalter“ einfallen, um ihre immensen Wachstumsversprechen auch noch als gereiftes Unternehmen übertreffen zu können.

Nicht alle, aber viele dieser vormaligen „Kavaliersdelikte“ sind mittlerweile aufgedeckt worden. Enron und Konsorten sind dabei nur die plakativsten in der Reihe derer, die für ihre Machenschaften zur Rechenschaft gezogen wurden. Durch die Bank weg wurde schnell von Läuterung gesprochen, von neuer Ehrlichkeit, Transparenz und dem treuherzigen Vorsatz, in Zukunft nur noch die „echten“ Unternehmensdaten präsentieren zu wollen. Zu schön, um wahr zu sein, dachten sich viele – und so ist es auch, das hat die gerade auslaufende Quartalssaison nun in aller Deutlichkeit bewiesen.

Nach wie vor wetteifern insbesondere Unternehmen aus dem Technologiesektor um die stromlinienförmigste Bilanz. JDS Uniphase beispielsweise hat sich auf das Spiel mit den Sonderposten spezialisiert. Schon zum neunten Mal hat der Glasfaser-Konzern reguläre Ausgaben zu Restrukturierungsausgaben umdeklariert und anschließend in der Gewinnermittlung nicht mehr berücksichtigt. Auch Cisco Systems hat Gefallen an dieser Methode gefunden. Der Lohn dieser Kreativität: 11 % mehr Gewinn. Berechnungen zu Folge wurden die in der aktuellen Berichtssaison verkündeten Gewinne amerikanischer Unternehmen durch Buchführungstricks damit um 35 % zu hoch dargestellt. Großes Mitleid mit Investoren kann aber auch hier nicht gezollt werden, denn von der viel zitierten Anlegersouveränität ist oftmals nicht allzu viel zu spüren.

Natürlich, die Zukunftsaussichten der Untenehmen sind nicht so schlecht, wie es letztes Jahr noch schien. Aber die Kursaufschläge, die Tech-Werte wie Ebay, Amazon und andere zeigen, erinnern in ihrer exponentiellen Form doch wieder arg an alte Zeiten. Da drängt sich der Verdacht auf, daß viele Investoren wieder zu alten Verhaltensmustern übergehen und einfach nur wieder der „Greater-Fool“-Theorie folgen, ganz nach dem Motto: Die Bewertung ist zwar haarsträubend, aber die Aktie läuft, und irgend jemand wird später schon noch kaufen. Ich werde schon nicht der letzte in der Kette sein.

Die GoingPublic Kolumne erscheint zweimal wöchentlich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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