Nachdem sich der Rauch letzten September/Oktober verzogen hatte, kamen viele IPOs noch mit möglicherweise bei weitem zu deutlichen Abschlägen an den Markt. So konnten große Kursgewinne am ersten Handelstag und dann in der weiteren Folge bei zahlreichen Neuemissionen dieser Phase beobachtet werden.

Dabei ist das Underpricing seit vielen Jahren ein Thema für sich. Für Investmentbanken ist ein „gewisses“ Underpricing bei Neuemissionen erforderlich, um Plazierungserfolge zu erzielen. Hier spielen diverse Einflußfaktoren eine Rolle: das Marktumfeld, das Branchen-Momentum, die Liquidität des Sekundärmarktes u.v.a.m. Die Frage lautet regelmäßig, wie hoch dieses Underpricing ausfallen darf, ohne Opportunitätsverluste bei den Unternehmen einerseits in Kauf zu nehmen bzw. die eigene Reputation andererseits zu gefährden. Studien haben ergeben, daß Investmenthäuser, die kein „optimales“ Underpricing zu Wege bringen, über kurz oder lang Marktanteile verlieren.

In einer ausgeprägten Baisse-Phase, wie sie seit Mitte 2000 vorlag, und anschließendem schnellen Übergang zu einer Bear Market Rallye (seit Ende September) werden diese Problematiken am ehesten deutlich. Der Markt läuft schon davon, während Investmentbanken noch im Baisse-Trauma taumeln. Die Beobachtungen am US-Neuemissionsmarkt 2001 sprechen am ehesten für signifikante Informationsasymmetrien sowie für erhebliche Risikoaversion unter den Emissionsbanken.

Wenn im letzten Jahr – allen Beteiligten – etwas schwerfiel, dann war es sicherlich, den „wahren Wert“ einer Neuemission zu ermitteln. Dies wird deutlich, wenn man sich die Top-Performer (die ersten vier stammen allesamt aus dem Halbleitersektor) des letzten Jahres ansieht sowie den beschriebenen jahreszeitlichen Verlauf mit seinen hochgradigen Verwerfungen. Waren die Emissionsbanken tatsächlich nicht in der Lage, Unternehmen aus dem Halbleitersektor „fair“ zu pricen, oder sind diese schon wieder massiv überbewertet?

Was aufschrecken sollte, ist allerdings das eng mit dem Underpricing verknüpfte Phänomen: Nach rund einem halben Jahr verkehrt sich eine gute IPO-Performance in eine langfristige Underperformance. Vor allem in den USA ist diese Erscheinung besonders ausgeprägt. Das mag zum Teil daran liegen, daß während des Vorhabens „Börsengang“ weniger dienliche Nachrichten bewußt zurückgehalten werden. Blackout-Perioden von Studien sowie die generell spärliche Coverage von Unternehmen in den ersten Monaten sollten vor dem Hintergrund dieser unerfreulichen Entwicklung im Sinne einer höheren Informationseffizienz nochmals überdacht werden.

Die GoingPublic Kolumne erscheint jeweils montags, mittwochs und freitags in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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