Stolberger Telecom ist eine Aktie für Hartgesottene. Der ehemalige Immobilien-Bestandshalter und -Entwickler wollte auf den anfahrenden Zug der Telekommunikation springen – und warf sich statt dessen davor. Zwielichtige Transaktionen wie die Übernahme von Vossnet und Most halfen beim Ruin des einst in Anlegerkreisen geachteten und dividendenzahlenden Unternehmens, das früher auf den Namen „Stolberger Zink“ hörte.

Für das Geschäftsjahr 1998/99 (Gj.ende: 30. September) hat bislang noch keine Hauptversammlung stattgefunden, weil, wie Dr. Günter Minninger mitteilt, aufgrund „ständig neuer Ereignisse der Wirtschaftsprüferbericht nicht habe fertiggestellt werden können.“ Diese äußerst glaubwürdige Erkenntnis erfährt der leidgeprüfte Aktionär aus einem zweieinhalbseitigen „Zwischenbericht 01.10.2001 bis 31.03.2002“, der das Datum des 29. Mai trägt und auch bei sofortiger Anforderung auf den entsprechenden Hinweis im Bundesanzeiger hin erst am 26. Juni in der Post lag.

Die stolz erworbenen Firmen Vossnet und Most sind längst insolvent, und vier der fünf Telecom-Firmen im ersten Quartal 2000 an ein nicht näher benanntes „Schweizer Telekommunikationsunternehmen“ verkauft. Außerdem habe die Gesellschaft „einen von Gläubigerseite gestellten Insolvenzantrag nicht abwehren können,“ weshalb am 19. April vom Insolvenzgericht Köln ein vorläufiges Verfahren eingeleitet worden sei. Diesen Umstand habe die Gesellschaft ad hoc mitgeteilt, so Minninger, dessen unternehmerischer Offenbarungseid spätestens mit der Insolvenz von Kolb & Schuele manifestiert wurde. Leider ist weder bei der Deutschen Börse noch beim BAFin eine entsprechende Ad hoc-Mitteilung bekannt.

Wir erlauben uns, die Minninger’sche Informationswüste ein wenig zu bewässern: Das Gericht hat Herrn RA Dr. Christoph Niering aus Köln zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt, das Aktenzeichen lautet 75 IN 106/02.

Während andere gestrandete Aktiengesellschaften ihren Geldgebern wenigstens turnusgemäß über ihr Scheitern berichten, versucht sich das Team um Dr. Minninger und seinen Aufsichtsratsvorsitzenden Dr. Kratz solche Mühen so weit wie möglich zu ersparen. Dankenswerter Weise wird der Leser des Zwischenberichts nicht durch konkrete Zahlenangaben geistig überfrachtet. Immerhin, so erfährt man, werde „ein erfolgversprechendes Konzept für eine Gesamtlösung erarbeitet“ und „zu gegebener Zeit die Möglichkeiten eines Insolvenzplanverfahrens geprüft“.

Die GoingPublic Kolumne erscheint jeweils montags, mittwochs und freitags in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

 

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