Wenn sich sonst schon nichts verkauft, dann eben Sex. Der verkauft sich ja angeblich immer. Also hat sich Geschäftsführer John Trimble dazu entschlossen, sein „Etablissement“, das Daily Planet, an die Börse zu bringen. Daß sein Börsengang ein Flop werden könnte, davon will er nichts wissen. Für ihn ist das Daily Planet schließlich kein gewöhnliches Bordell. Die Anleger sollten in dem Melbourner Bordell eher ein sehr profitables 5-Sterne-Hotel sehen, schließlich koste eine Stunde darin rund 66 Euro, so sieht es jedenfalls Daily-Planet-Manager Andrew Harris. 100 freischaffende Prostituierte haben dort 18 Zimmer, um ihre Kunden zu bedienen.

Das weltweit erste Freudenhaus mit Börsenlisting ist Trimbles Traum. Schon 1994 war der Versuch eines Börsengangs unternommen worden. Das Unternehmen scheiterte jedoch aufgrund der Skepsis vieler Investoren.

Noch im letzten Jahr war der Börsengang eher eine mittelfristige Angelegenheit gewesen. Im Juli hieß es aus der Geschäftsleitung, das IPO solle innerhalb der nächsten 2 bis 3 Jahre stattfinden. Nun aber wird Tempo gemacht. Der Grund? Alle wollen kaufen. Das zumindest erklärte Harris kürzlich. „Über 3.000 Telefonanrufe und eMail-Anfragen von Investoren aus der ganzen Welt“ seien in den letzten Monaten eingegangen. Was bleibt einem da anderes übrig als nachzugeben und zu verkaufen?

Nun also ist der Stein im Rollen. Zuerst sollen 48 % der Anteile in die Hände von Investoren wandern. Zusätzlich ist eine Neuemission von Aktien geplant. So sollen insgesamt rund 34 Mio. Euro erlöst werden. Die Zeichnungsfrist für die neuen Aktien läuft noch. Eigentlich sollte sie schon Ende Februar beendet werden, wurde dann aber doch bis zum 4. April verlängert. Offizielle Statements gab es dazu nicht. So dürfte es wahrscheinlich an der ungeheuren Anlegernachfrage gelegen haben, daß nun noch etwas Zeit bis zum Tag X bleibt.

Das Geld der Investoren sollte bei Daily Planet gut aufgehoben sein. Gründer Trimble hat schließlich Großes vor. Zwar wird ein nicht unerheblicher Teil für die Ablösung von Hypotheken und den Börseneinführungskosten aufgezehrt, aber zur Eroberung der Welt soll trotzdem noch genügend übrig sein. Neue Geschäftsbereiche wie Stripclubs, Kabaretts und Sexshops sollen her. Und weil die Geschäftsidee ja gar so revolutionär ist, darf auch die nationale und internationale Expansion nicht fehlen.

Ob das alles klappt? – Schwer zu sagen. John Trimble gibt sich da eher risikoavers. Die Firma Daily Planet erwarb das Bordell vor dem IPO für 26,2 Mio. Aktien von einer Gesellschaft namens Cameron Lane. Deren Besitzer ist John Trimble. Nach dem IPO sind diese Aktien 13 Mio. AUS-$ wert. Das Gebäude wird allerdings auf lediglich 5,75 Mio. AUS-$ taxiert. Bleibt für Mr. Trimble also ein ganz ordentlicher Gewinn von 7,25 Mio. AUS-$. Das allerdings nur, wenn der Börsengang auch wirklich klappt.


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