Gut, gut, Sie haben recht, neu ist das wirklich nicht. Der NEMAX rattert ja auch schon ein paar Monate lang nach unten. Die Frage nach dem „ob“ hat sich also erledigt. Viel interessanter ist nun die Frage nach dem „Was tun?“, denn statt Sekt jetzt Tränen zu vergießen ist sicherlich die am wenigsten heroische Handlungsalternative. Getreu dem Motto „Kaufen, wenn die Kanonen donnern“ sucht der mutige Anleger nun nach den günstigen Einstiegsmöglichkeiten. Das ist aber, wie so oft, leichter gesagt als getan. Schließlich will man keinen Wert erwischen, der zwei Wochen nach dem Kauf in die Illiquidität abrutscht oder trotz 80 % Kursverlust vom Top immer noch mit einem hohen zweistelligen Kurs/Umsatz-Verhältnis bewertet ist.

                                                            

Gefragt ist die richtige Analyse-Methode – und die ist nicht eben leicht zu finden. Besonders für die High-Tech-Werte der „New Economy“ gibt es wenig Zufriedenstellendes, denn die üblichen Kennzahlen sind nur bedingt aussagekräftig. Viel sinnvoller ist es da, die Wettbewerbsposition des betreffenden Unternehmens auf Herz und Nieren zu prüfen. Einen sehr interessanten Ansatz hierzu liefert die sogenannte Branchenstrukturanalyse nach Porter, die unter Führungskräften als Methode zur Strategie-Entwicklung bekannt sein dürfte. Strategien sollen an dieser Stelle nicht entworfen werden, allein der Weg dorthin ist interessant und kann als Bewertungsmethode zur Bestimmung der Erfolgsaussichten eines Unternehmens herangezogen werden.

Porter sieht jedes Unternehmen fünf großen Kräften ausgesetzt. Das sind zum einen die bestehenden Wettbewerber innerhalb der Branche, zum anderen potentielle neue Wettbewerber, außerdem mögliche Ersatzprodukte für die Produkte des Unternehmens sowie Lieferanten und Abnehmer. Nur das Unternehmen, das sich gegen diese Kräfte behaupten kann, hat Erfolg. Der Wettbewerb innerhalb der Branche hängt natürlich ganz entscheidend vom Marktwachstum ab, denn ein großer Markt verkraftet viele Teilnehmer. Wichtig ist außerdem die Fixkostenanfälligkeit, denn ein hoher Fixkostenblock verdammt zum Kampf um Marktanteile. Auch vorhandene Überkapazitäten, ähnliche Produkte und geringe Kundenloyalität verstärken den Wettbewerb. Wer sich dort absetzen kann, kann sich glücklich schätzen. Ob neue Anbieter in den Markt eindringen können, hängt von den Zutrittsbarrieren ab; ein hoher Kapitalbedarf, die nötige kritische Größe (economies of scale) und wichtiges Know-how sind gewichtige Schranken. Wenn dann noch die Verhandlungsstärke der Lieferanten genauso wie der Abnehmer gering ist und keine Konkurrenzprodukte drohen, sieht das betreffende Unternehmen einer rosigen Zukunft entgegen.

Machen Sie also den Test! Sollte sich Ihr Wunschunternehmen gegen alle angesprochenen möglichen Gefahren zur Wehr setzen können, hat die Aktie das Potential, auch in stürmischen Zeiten eine gute Figur abzugeben.

Die GoingPublic-Kolumne erscheint in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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