Das Grundgehalt mal eben potenzieren war mit Stock Options kein Problem. Eine Gehaltsveredelung, die von beidseitigem Nutzen war, denn die Unternehmen mußten die Aktienoptionen nicht als Gehalt verbuchen und konnten den Unternehmenswert auf diese Weise noch ein wenig mehr aufpolieren. Das ging gut, solange die Kurse klettern. Seit dem Platzen der Equity Bubble und fallenden Kursen sind Stock Options jedoch in Ungnade gefallen. Weil die Kurse sich nicht in die gewünschte Richtung bewegten, machte das Ausüben der Optionen keinen Sinn mehr. Übrig blieb ein Haufen Papier und ein dünnes Grundsalär.

Daß sich so keine Mitarbeiter mehr ködern lassen, hat auch Microsoft gemerkt. Der Software-Gigant, der bislang auch mit Aktienoptionen vergütete, wird nun wieder bodenständig. Von September an erhalten die rund 50.000 Mitarbeiter anstelle von Stock Options nun Aktien, die sie nach fünf Jahren frei verkaufen können. Microsoft gibt damit all jenen Silicon Valley-Lobbyisten Contra, die momentan versuchen, die Gesetzesentwürfe zur Neuregelung der Verbuchung von Aktienoptionen zu blockieren. Diese sollen in Europa wie auch in den USA zukünftig als Mitarbeiteraufwendungen verbucht werden müssen und würden damit einen ihrer bedeutendsten Vorteile verlieren.

Das eine Problem gelöst, tut sich für Microsoft gleich ein weiteres auf. Der Quasi-Monopolist hat Geldsorgen, allerdings nicht mit zu knappem, sondern mit übermäßig vielem Geld. Die üppigen Margen beim Verkauf des Betriebssystems und seiner Standardanwendungen haben die Cash-Bestände auf annähernd 50 Mrd. US-$ anschwellen lassen. Eine unternehmerisch sinnvolle Investitionsgelegenheit hat sicher allerdings bisher noch nicht gefunden.

Die Anleger sind daher verstimmt und horchen ob der Neuigkeiten, die eine französische Zeitung zu berichten hat. Danach erwog Microsoft angeblich eine Sonderdividende von insgesamt bis zu 10 Mrd. US-$. Offiziell wurde dies inzwischen allerdings vehement dementiert. Wahrscheinlicher ist daher eine stufenweise Erhöhung der regulären Dividende, Aktienrückkäufe oder auch Unternehmensakquisitionen, die der Konkurrenz wieder das Fürchten lehren könnten. So oder so kann Microsoft über Probleme klagen, von denen andere nur träumen würden.

Die GoingPublic Kolumne erscheint zweimal wöchentlich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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