Wen keiner haben will
Keine halben Sachen machen, das war das Motto von B&L Immobilien. Die Hamburger wollten an die Börse, nicht zum ersten Mal, denn die Aktie ist bereits notiert. Mit einer ordentlichen Kapitalerhöhung sollten rund 100 Mio. Euro Volumen rauskommen. Und man war schon versucht zu glauben, daß das was werden könnte. Immobilien (-Aktien), die sind doch was für schwere Zeiten: substanzstark und defensiv. Aber trotzdem klappte es nicht. Weil zwar B&L vom Erfolg überzeugt war, genauso wie die Kommunikationsagentur, aber die Börse eben nicht. Order wurden gestrichen oder storniert und jetzt wird eben gewartet, bis sich das „Window of Opportunity“ wieder öffnet, auf bessere (Börsen-)Zeiten, mindestens aber bis 2003. Dann soll die Kapitalerhöhung in die zweite Runde gehen. AIG International Real Estate dagegen bleibt tapfer. Vorerst zumindest. Wir dürfen gespannt sein.

Wen auch keiner haben will
Immarsat wollte auch an die Börse. An den Londoner Markt und im Zuge eines Zweitlistings auch an die New Yorker Börse. Aber auch daraus wurde nichts, denn mit der Telekommunikationsbranche stehen die Anleger auf Kriegsfuß, und von Satellitenbetreibern will nach dem Zusammenbruch von Iridium und ICO sowieso niemand mehr etwas wissen. Die Altaktionäre, darunter so glanzvolle Namen wie Deutsche Telekom und France Telecom, überlegen nun, ihre Immarsat-Beteiligung weiterzureichen. Gesucht wird jetzt wohl der „Greater Fool“, oder?

Wer nicht kommen will
So muß es wohl sein. Die Unternehmen, auf die alle hoffen, wollen nicht kommen, und wer kann es ihnen verübeln? Wie zum Beispiel die Internetsuchmaschine Google. Als heißester IPO-Kandidat für 2002 wurde das Unternehmen gehandelt, und nachdem der Ex-Novell Chef Eric Schmidt den Chefposten bei Google übernommen hatte, sahen die Auguren darin unmißverständliche Anzeichen auf den nahenden Börsengang. Aber weit gefehlt. Die Kalifornier sind an der Börse (momentan) nicht interessiert. „Wir produzieren Cash, wir brauchen kein Geld von der Börse“, sagt Gründer Sergey Brin. Aber das ist es doch, was Anleger derzeit suchen: Unternehmen, mit Geschäftsmodellen, die auch funktionieren. Aber Google bzw. Brin will eben nicht: „Wir glauben, daß wir unser Unternehmen besser ausbauen und zu größerem Umsatz bringen können, wenn wir keine Rücksicht auf Investoren und den Aktienkurs nehmen müssen“. Angesichts der letzten beiden Börsenjahre, liegt er mit dieser Ansicht wohl nicht ganz falsch.

Die Ausnahme von der Regel
Passend zur WM läuft eines natürlich besonders gut, und das sind Wetten. Der britische Buchmacher William Hill hatte bei seinem Börsengang deswegen auch keinen Grund zur Klage. Der Emissionspreis war im oberen Bereich der Bookbuilding-Spanne festgelegt worden. Weil die Emission zehnfach überzeichnet war, sorgten auch im weiteren Handel viele Anschlußkäufe dafür, daß der Kurs noch anzog. Knapp 10 % Kursanstieg blieben bis zum Börsenschluß des ersten Tages. Angesichts der aktuellen Marktlage eine ordentliche Performance, mit der Chance auf – zumindest für die Dauer der Weltmeisterschaft…

Die GoingPublic Kolumne erscheint jeweils montags, mittwochs und freitags in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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