Am patriotischen, lobgehudelten US-Verbraucher, dessen Willen scheinbar nicht gebrochen werden kann, wollen alle verdienen: Nicht nur die Autohersteller, die ihm die Zukunft schon jetzt verkauft haben, auch der Einzel- und Großhandel quetscht ihn aus. Beide Zweige spüren schon die Kehrseite der Medaille.

Niemand darf sich beschweren, denn zuerst wird der Konsument wie eine Zitrone ausgewrungen. Eben auf Kreditkarte. Die Gewinnmarge für die Banken und für Großhändler, die praktisch alle ihre eigenen Kreditkarten offerieren und damit das Spiel gerne mitspielen, sind beträchtlich. Die US-Leitzinsen liegen bei 1,25 % nach der letzten Runde, der Soll-Zins für Verbraucher irgendwo im zweistelligen Bereich.

Vor einigen Wochen warnte bereits Sears Roebuck, daß man über 200 Mio. US-$ für Kreditausfälle zurücklegen müsse. Sears war einer der ersten in diesem verlockenden Geschäft und einer der ersten, die nun vom kippenden Dominostein angewackelt werden. Es ist unschwer absehbar, daß viele weitere folgen müssen. Die Ausfallrate ist bereits um knapp 20 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum angeschwollen.

Mittlerweile kreisen die Geier um den – sagen wir es lieber nicht zu deutlich – Braten. In Zahlungsprobleme manövrierte Kunden werden vergleichsweise freundlich umgarnt. Allerdings nicht ganz uneigennützig, wie man bei näherem Hinsehen bemerken wird. Denn die verschieden Adressen kämpfen mit harten Bandagen gegen ihre Peer Group-Konkurrenten. Wer zuerst kommt, kriegt vielleicht noch einen Teil seiner verliehenen Kohle wieder.

Die Rückstellungen bzw. die Ausfallrate bei den Händlern dürften einer der besten Indikatoren der Wirtschaftslage sein und andere überstrapazierte Wegweiser wie die manipulationsanfälligen neu geschaffenen Stellen etc. weit in den Schatten stellen. In einen dunklen Schatten.

Die GoingPublic Kolumne erscheint jeweils montags, mittwochs und freitags in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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