Zu beneiden waren sie wirklich nicht, die Investmentbanken diesseits und jenseits des Atlantiks. Der Aktienboom der 90er Jahre zeigte Nachwirkungen, die nicht wenige Banken ordentlich ins Straucheln brachten.

Auf der Jagd nach dem letzten Prozent mehr Bankenprofite hatten sich nicht wenige in unsauberen Geschäften mit Analysen, IPOs und Investment-Mandaten vergangen. Die Zeche dafür kam hinterher. Mit Gerichtsprozessen, Strafzahlungen und dem Fall vieler Wall Street-Ikonen. Diese negative Publicity ging einher mit einem dramatisch geschrumpften Markt für Fusionen & Übernahmen, der ehemaligen Königsdisziplin der Investment-Branche. Im Boom aufgeblasene Abteilungen mit hochbezahlten Spezialisten waren nutzlos geworden. Die unweigerliche Konsequenz: Massenentlassungen. Rund Hunderttausend Banker wechselten den Konferenzraum mit dem Wartezimmer des Arbeitsamtes. Vom ehemaligen Glanz der Branche war nur noch wenig zu spüren.

Weil das Geschäft mit Unternehmen und deren Anteilen nur noch auf Sparflamme lief, wurde schleunigst der Focus gewechselt und fortan standen Anleihen im Mittelpunkt des Interesses. Eine weise Entscheidung, wie sich bald herausstellte. Die Fixed Income-Abteilungen ließen so manche Bank die Baisse-Jahre glimpflich überstehen.

Das rechnen die Banken ihren Bondhändlern hoch an, und wollen sich erkenntlich zeigen. Nach zwei Jahren, in denen die Bonus-Zahlungen fortwährend gekürzt worden waren, zeigen sich die Investmentbanken jetzt wieder spendabel. Merrill Lynch, JP Morgan Chase und andere internationale Investmentbanken wollen die Gehalts-Extras im Schnitt um 15 % erhöhen. Jede Abteilung soll profitieren. Alles andere als klar ist dabei jedoch die Frage, inwieweit die Bond-Abteilungen ihre vergleichsweise weniger erfolgreichen Kollegen im M&A und anderswo subventionieren wollen. Sicher ist nur Eines. Mit Steigerungen von bis zu 50 % gegenüber dem Vorjahr sind erfolgreiche Bond-Händler klar auf der Gewinnerseite. 1,5 Mio. US-$ für einen Top-Bondhändler, das kann sich sehen lassen.

Und weil die Wirtschaft ein Kreislauf ist, sind die fetten Gehaltsschecks auch gut für andere. Große Freude herrscht deswegen auch bei den Anbietern von Luxusartikeln. Steigende Vorbestellungen für Luxuslimousinen, und in Manhattan sind weit und breit kein neuer Bentley oder Lamborghini mehr zu bekommen. Das Leben kann einem schon hart mitspielen.

Die GoingPublic Kolumne erscheint zweimal wöchentlich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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