Das geht freilich auch anders, und Zapf Creation hat die Welt nun mit einem besonders schönen Exemplar einer Pressemitteilung beglückt. „Vorstand und Aufsichtsrat der Zapf Creation AG veröffentlichen begründete Stellungnahmen zum Übernahmeangebot von Bandai“ ist die folgende Geschichte überschrieben. Stellt sich zunächst die Frage: Die bisherigen Stellungnahmen waren also nicht begründet? Warum sollte man sonst in der Überschrift betonen, diese seien nun begründet? Was waren sie aber dann? Unbegründet? Ausgewürfelt?

Wie auch immer. Es geht also um ein Übernahmeangebot für Zapf, und Vorstand und Aufsichtrat sind sich nicht einig. Während der Vorstand das Angebot unterstütze und den Angebotspreis für angemessen halte, lehne der Aufsichtsrat das Angebot mehrheitlich ab, lässt uns die Meldung wissen. Verschiedene Meinungen bei Übernahmeangeboten dürfte es zu Beginn in jedem Unternehmen geben, aber für diese Fälle gibt es ja Meetings, bei Bedarf: Endlos-Meetings. Wenn dann Alles von Allen gesagt ist, wird abgestimmt, und die Mehrheitsmeinung gilt dann als Unternehmensmeinung. Wer das Ergebnis nicht mittragen kann, darf in den meisten Fällen im besten gegenseitigen Einvernehmen ausscheiden.

Bei Zapf lässt man die Puppen stattdessen ordentlich tanzen und bleibt bei zwei Meinungen. Erinnert stark an Robert Lemke –„Welches Schweinderl hätten’s denn gern“ – wäre letztlich aber noch zu verschmerzen. Gelebte Meinungsvielfalt, Binnenpluralität – ach, im nächsten Corporate Governance-Guide ließe sich bestimmt eine treffliche Formulierung finden. Management by Uneinigkeit oder so.

Doch der Vorstand setzt noch einen oben drauf, die Pointe kommt schließlich zum Schluss: „Der Vorstand gibt den Aktionärinnen und Aktionären keine Handlungsempfehlung, das Angebot der Bieterin anzunehmen oder abzulehnen“, heißt es im weiteren Verlauf. Wie jetzt? Angebot ablehnen, aber die Aktionäre können ja trotzdem verkaufen? Oder auch nicht? Zwei Seiten ist die Pressemitteilung lang. Man hätte es kürzer haben können. Etwa so: „Uns liegt ein Übernahmeangebot vor. Wir sind uns nicht einig, was wir davon halten sollen. Unsere Empfehlung an die Aktionäre: Machen Sie, was Sie wollen.“

Stefan Preuß

Die GoingPublic Kolumne erscheint wöchentlich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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