In der Krise Geschäfte zu machen, ist keine sehr dankbare Aufgabe. Alles zäh und nur mit viel Blut und Schweiß zu erreichen. Da läßt man die ganze Sache doch am liebsten erst einmal ganz bleiben und widmet sich sinnvolleren Themen. Zum Beispiel dem „Stühlerücken“ – wie es Pixelpark derzeit vollendet zelebriert. Die ganze Führungsriege spielt „Reise nach Jerusalem“. Einmal war die Musik schon aus. Und wer ist rausgeflogen? Genau, der Paulus. Der Vorstandsvorsitzende und Gründer von Pixelpark, Paulus Neef, mußte gehen. Letztes Jahr schon, nachdem der damalige Aufsichtsratsvorsitzende und jetzige Firmen-Chef Jürgen Richter die Abberufung Neefs durchgesetzt hatte. Aber was ein echter Neef ist, der läßt sich so etwas nicht gefallen. Deswegen soll jetzt geklagt werden. Neef will „…mit allen juristischen Mitteln“ und der Unterstützung der beiden Großaktionäre Wolf-Dieter Gramatke (Ex-Chef von Universal Deutschland) und Axel Fischer gegen den Rauswurf vorgehen.

Die Musik läuft wieder, das Spiel geht weiter, und wer weiß, vielleicht hat Richter seinen kurzen Lauf bald schon wieder beendet. Bei all der Bemühungen um Machterhalt und -rückgewinn ist das operative Geschäft unglücklicherweise etwas weiter in den Hintergrund gerückt. Die Quartalsumsätze befinden sich weiter im Rückwärtsgang. Im dritten Quartal um stolze 30 %.

Den Blick für’s Wesentliche schon seit geraumer Zeit verloren hat auch MobilCom. Ebenfalls eines der einstigen Vorzeige-Gesellschaften des Neuen Marktes, geht es in Büdelsdorf schon lange nicht mehr wirklich ums Geschäft. Im letzten Jahr lautete das Motto des Firmengründers Schmid noch „Gerhard gegen den Rest der Welt“. Er stemmte sich gegen alles und jeden, von ausländischen Telekom-Unternehmen bis zum Insolvenzverwalter. Und damit MobilCom auch im neuen Jahr noch was zu erzählen hat, kommt jetzt die Retourkutsche. Kurz nach der Rettung des Unternehmens fordert MobilCom nun 71 Mio. Euro von Schmid zurück, die er sich dereinst von seiner Gesellschaft geliehen hatte. Wenn er nicht bis Ende 2003 zahlt, würden 8 % seiner MobilCom-Aktien zwangsverkauft, so will es der Treuhandvertrag. Ob Schmid das allerdings auch will, dahinter steht ein großes Fragezeichen. Der Kampf scheint in die nächste Runde zu gehen.

Und noch ein Ex-Vorstand kämpft fröhlich weiter ins neue Jahr, diesmal aber tatsächlich ums wirkliche Geschäft. Dietrich Walther, CEO der Gold-Zack AG, sucht immer noch nach der zündenden Geschäftsidee, die seine ehemalige Hosengummi-Manufaktur und Beteiligungsgesellschaft aus dem Sumpf der drohenden Zahlungsunfähigkeit zieht. Neuester Geistesblitz: Die Vermittlung von Eigenkapital an Mittelständler. Daneben will Gold-Zack noch Unternehmen helfen, die sich in der Restrukturierung befinden. In Anbetracht der Situation, in der sich Gold-Zack befindet, klingt das etwas grotesk – ein Ertrinkender bietet schließlich auch keine Schwimmkurse an. Aber wie heißt es so schön: Wer suchet, der findet. Also nur nicht aufgeben!

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Die GoingPublic Kolumne erscheint jeweils montags, mittwochs und freitags in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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