Wer es noch nicht weiß: Popetown, das ist eine ursprünglich von der BBC in Auftrag gegebene Comicserie über einen ziemlich durchgeknallten Papst und einen korrupten Kardinal. Sehr schwarzer, sehr britischer Humor, frei von Respekt vor der religiösen Obrigkeit. Nicht ganz überraschend fühlen sich führende katholische Christen in ihren religiösen Gefühlen verletzt. „Reißerische Provokation und Geschäftemacherei auf niedrigstem Niveau“, macht etwa Heinz Josef Algermissen, Bischof von Fulda, aus.

Der Chef des Bistums, das sich in der Vergangenheit nicht eben als Fackel der Aufklärung und Toleranz in der Dunkelheit des allgemeinen Werteverlustes einen Namen gemacht hatte, geht sogar noch weiter: „Jene Firmen, die MTV finanziell unterstützen, sind schlecht beraten, wenn sie es zulassen, weiterhin als Sponsoren der Verunglimpfung des christlichen Glaubens betrachtet zu werden,“ fordert der Oberhirte zum Boykott auf. Das bischöfliche Ordinariat in Freising kündigte an, eine einstweilige Verfügung gegen MTV erwirken zu wollen, die dem Sender die Ausstrahlung untersagt.

Gut: Die Mitarbeiter der MTV-Deutschlandzentrale müssen also nicht damit rechnen, daß ihr Gebäude gestürmt und in Brand gesetzt wird – ansonsten sind die Parallelen der Intoleranz aber frappierend: Karikaturenstreit reloaded. Hier wie dort sind die Aufgeregtheiten völlig unangemessen: Was ist das für ein schwacher Glaube, der ein wenig Satire, egal welcher Qualität, nicht verträgt? Wird jetzt wieder jeder Kinobetreiber angezeigt, der nochmals Monty Pythons „Das Leben des Brian“ zeigen will?

Die katholischen Würdenträger sind mit ihrem, man kann es nicht anders bezeichnen, vorhersagbar plumpen Verhalten nicht gut beraten. Wie wäre es mit einer kleinen Serie namens „Cliptown“, in der spätpubertierende Musikmoderatoren auf der nach unten offenen Belanglosigkeitsskala in immer neuen Tiefen gründeln, angetrieben von gewissenlosen Entrepreneuren nach dem Motto „pimp my profit“? Damit könnte der christliche Glaube katholischer Prägung vielleicht sogar bei Jugendlichen auf sich aufmerksam machen, Interesse zur Auseinandersetzung wecken.

Sittenwächtertum nach Alter Väter Sitte von der Kanzel oder dem Minarett herab ist nicht das, was irgendwo auf der Welt gebraucht wird, egal vor welchem religiösen Hintergrund. Den Eiferern möchte man mit Monty Python zurufen: „Allways look on the bright side of life“ – damit wäre allen geholfen.

Stefan Preuß

Die GoingPublic erscheint wöchentlich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

 

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