Derartige Turning Points in den Auffassungen der Exekutiv-Kräfte eines Unternehmens treten immer dann auf, wenn eine Blase platzt, wenn Unternehmensgewinne dauerhaft ausbleiben und herkömmliche Mittel nicht mehr zu helfen scheinen.

Synergien waren schon das Schlagwort in den 80ern, als bekannte Unternehmen wie Coca-Cola oder Sears über ihre ursprünglichen Kerngeschäfte hinaus expandierten. Der Getränkehersteller tat mit dem Kauf von Columbia Picture einen kostspieligen Schritt über seine eigentliche Bestimmung. Nach dem Aktien-Crash 1987 verflüchtigten sich solche Ausflüge zur „Verbesserung“ des Shareholder Value von ganz allein.

Bis in die 90er. Die umtriebige Suche nach schierer Größe und der verzweifelte Versuch, Synergiepotentiale auch dort zu schaffen, wo es eigentlich nach gesundem Menschenverstand kaum jemals welche geben kann, erreichte einen neuen Höhepunkt. Die Unternehmensgewinne stiegen mal wieder nicht so wie geplant. Die neuen Unternehmenslenker – neu, weil die alten in den Monaten zuvor oftmals ihre Koffer packen mußten – machen jetzt so ziemlich alles rückgängig, was die Vorgänger im Größenwahn der 90er zu Höchstpreisen zusammengekauft hatten. Das Ergebnis: Unzählige Spin-offs werden auch in den nächsten Quartalen den Markt überschwemmen. Aktionäre werden mit dem Argument bei Laune gehalten, durch diese Maßnahmen Shareholder Value zu generieren. Das bekamen die Anteilseigner allerdings auch schon zum Zeitpunkt des Einkaufs zu hören.

Merck, Pharmacia und J.C. Penney sind nur drei Beispiele von vielen, die die Zukäufe der 90er nun schnellstens wieder entkrusten wollen. Die Handelskette J.C. Penney akquirierte Eckerd Drugstores erst vor fünf Jahren, jetzt soll ein Spin-off draus werden.

Anleger sollten bei allen Spin-offs darauf achten, ob die Mütter ihren Töchtern einen Sack voll Schulden mit auf den Weg geben – so wie Lucent Technologies im letzten Jahr bei Agere Systems, um das eigene Balance Sheet zu reparieren. In aller Regel erfolgt der Spin-off nicht ganz uneigennützig…

Die GoingPublic Kolumne erscheint jeweils montags, mittwochs und freitags in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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