Prof. Max Otte, Buchautor und Lehramtsinhaber an der Fachhochschule Worms, meint: ja, es sei so einfach. Mit seiner Dividendenstrategie erzielte er deutliche Überrenditen gegenüber dem deutschen Leitindex. Im Rahmen einer Studie mit Daten von 1960 bis 2000 erreichte man 12,7 % p.a., gegenüber 8,2 %, die der breite Index Dax pro Jahr zulegte.

Von Dezember 2002 bis Dezember 2003 betrug die Rendite stattliche 50,7 %, während der Dax 16,3 % kletterte. Das ist schon außergewöhnlich. Hätten Sie die Nerven gehabt, folgende Titel vor einem Jahr zu kaufen?: Commerzbank, HypoVereinsbank, MLP, MAN und Thyssen Krupp. Diese fünf Unternehmen boten vor einem Jahr die höchste Dividendenrendite und waren nach dem Buchwert günstig (obgleich man die Zuverlässigkeit der zur Verfügung stehenden Daten anzweifeln muß, weil die Buchwerte ziemlich „wackelten“), wenn auch nur auf dem Papier. Die Outperformance kam natürlich nicht über die Dividenden selbst, sondern weil die am stärksten gefallenen Titel aktuell auch am kräftigsten wieder anzogen. Speziell den beiden deutschen Finanzinstituten ging es vor einem nicht gerade rosig, MLP war skandalgeschüttelt, ThyssenKrupp litt unter der Weltwirtschaftsschwäche und MAN war ein Titel zum Einschlafen.

Doch wie sehr hat sich das Bild gewandelt! Vermeintliche Schieflagen bei den Banken haben sich scheinbar in Luft aufgelöst, der Skandal um MLP ist unter den Teppich gekehrt, ThyssenKrupp kocht wieder auf heißer Flamme und MAN erwachte aus dem langjährigen Dornröschenschlaf. Hätte man all dies erwarten dürfen? Ein klares Nein, deshalb machen Sie sich keine Vorwürfe, wenn Sie nicht die Nerven hatten, sich diese fünf „billigsten“ Titel ins Depot zu holen.

Doch schauen wir mal, was man heute, im Dezember 2003, an fünf Dax-Titeln auffischen müßte, wenn man die „billigsten“ und dividendenstärksten Titel aufpickt: Lufthansa, TUI, DaimlerChrysler, Bayer und RWE. Und wieder sollte man eigentlich ziemlich stutzig werden: Daimler (wo bleiben die Erträge?), Bayer (wer erinnert sich schon noch an die Todesfälle im vermeintlichen Zusammenhang mit Lipobay? – vergessen!), Lufthansa (gibt es denn keine Krise in der Luftfahrtindustrie?), TUI (der Tourismus boomt in Zeiten des globalen Kriegs gegen den Terrorismus?) und RWE (Zukunft der Versorger in Deutschland?) sind nun nicht gerade die Titel, auf die man ad hoc kommen würde.

Grund genug also, sich in einem Jahr an gleicher Stelle wieder mit dem Thema auseinander zu setzen und die Frage zu beantworten, warum diese fünf Aktien möglicherweise keine absolute Rendite für den Anleger gebracht haben werden (ist nur eine Vermutung), vielleicht aber eine relative, indem sie weniger stark verlieren als der Dax (ist ebenfalls nur eine Vermutung). Schauen wir mal.

Die GoingPublic erscheint zweimal wöchentlich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

 

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