Die Börsenkandidaten, so das Plazet der damaligen Umfragen, sollten nach Ansicht der Banken ein erfahrenes Management haben, profitabel sowie dividendenfähig sein, eine solide Finanzstruktur haben (Stichwort „Goodwill“), nachvollziehbare Wachstumsaussichten, möglichst geringe Aktienüberhänge und nicht zuletzt einen erkennbaren IPO-Bewertungsabschlag aufweisen. Die Plazierung von Anteilen durch Altaktionäre bzw. deren mittelfristiges Engagement würde stärkere Beachtung finden – Stichwort „Lock-up“. Schließlich ist es eine der wichtigsten Aufgaben einer Bank sicherzustellen, daß die Ziele der Investoren in der richtigen Balance zu den Zielen der Emittenten stehen.

Diese Worte stammen jeweils von den Projektleitern anstehender Börsengänge, die entsprechende Gastbeiträge in der Vergangenheit veröffentlicht hatten. Bliebe nur zu hoffen, daß den eigenen Worten auch entsprechende Taten folgen. Doch was erwartete und erwartet uns heute konkret in der Praxis? Umplazierungen, Leveraged Buy-outs (mit Fremdkapital gehebelte Übernahmen), niedrige Eigenkapitalquoten, und das Ganze garniert mit einem hohen Goodwill. Das ist, was in den kommenden Wochen – so im Falle von Auto-Teile-Unger – wieder angeboten wird.

Inzwischen ist, teilweise sogar schon offen, selbst von Investmentbanken deutliche Kritik an den anstehenden IPOs anderer Banken zu hören. Einige Banker berichten, daß mittlerweile wieder ein harter Konkurrenzkampf um jeden Börsenkandidaten entbrannt ist, dabei sei die Qualität des Emittenten (fast) schon wieder gleichgültig.

Und das ist noch nicht alles. Die Kritik an Leveraged Buy-outs, deren Finanzstruktur oftmals aufgrund der steuerlichen Änderung des § 8a KStG ohnehin dringend geändert werden muß (für Schuldzinsen von Gesellschafterdarlehen ist kein Betriebsausgabenabzug mehr möglich), wird von Banken damit beantwortet, daß lediglich die Presse und Privatanleger dies kritisieren. Institutionelle Anleger würden diesen Leveraged Buy-outs sehr viel aufgeschlossener gegenüberstehen. Doch da ließen sich aus den Gesprächen mit einigen Fondsmanagern auch ganz andere Stimmen zitieren: „Wenn institutionelle Anleger Leveraged Buy-outs unkritischer sehen würden als Privatanleger, dann wären sie wesentlich dümmer als diese.“ Ein anderer Fondsmanager kommentierte die Bilanzstrukturen wie folgt: „Eine niedrige Eigenkapitalquote in Verbindung mit einem hohen Goodwill hat schon etwas Blödes.“ Bleibt zu hoffen, daß die Banken nicht erst im Pre-Marketing die gleichen Erfahrungen machen…

Die GoingPublic Kolumne erscheint wöchentlich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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