Ein Blick in die S&P Marketguide-Datenbank offenbart nichts Gutes. Sieht man sich beispielsweise die sogenannten Insidertransaktionen (d.h. Aktienkäufe und -verkäufe der Managementebenen) der 30 Dow Jones-Werte an, so sollte das, was man dort sieht, stutzig machen. Zwar hatten immerhin 15 der Unternehmen im letzten halben Jahr Käufer zu verzeichnen, doch 28 hatten Verkäufer.

Interessanter wird es aber erst jetzt: Die durchschnittliche Kaufaktion belief sich auf knapp 4.000 Aktien, die durchschnittliche Verkaufsorder von Unternehmensinsidern aber auf über 240.000 Stück! Damit ergibt sich eine „Put-Call-Quote“ von 60 zu 1. Noch besser wird es, wenn man die weltweit größte Software-Schmiede, Microsoft, aus der Statistik ausklammert. Dann steigt die Quote nämlich auf unfaßbare 140 zu 1.

Das Hauptproblem der Insider ist, daß sie schlichtweg zu viele Aktien besitzen. Aktienoptionen werden in den USA wie mit der Gießkanne ausgeschüttet, weil sie – bislang zumindest, doch das soll sich ja ändern – nicht in den Bilanzen der Unternehmen auftauchen (sh. auch GoingPublic Kolumne vom 20. Februar). Rechnet man derartige Vergütungen an die Konzernführungen mit ein, würde dies die Bewertung der S&P 500-Unternehmen um 12 bis 14 % verwässern. Man kann es auch anders ausdrücken: Ändert man diese Bilanzrichtlinie endlich mal, hätten die US-Indices aufgrund niedrigerer Gewinne je Aktie auf der Stelle ein berechtigtes Rückschlagpotential von 12 bis 14 %.

Derartige Insidertransaktionen (über die Börse) müssen nach den derzeitigen US-Richtlinien bis zum zehnten Tag des Folgemonats gemeldet werden. Wenn Unternehmenslenker Aktienpakete allerdings an die eigene Firma zurückveräußern, etwa um interne Kredite zu begleichen, bleibt dies sogar gänzlich unbemerkt. Und das soll es sicher auch. Denn für „normale“ Aktionäre ist es bekanntlich nicht gerade ein Vertrauensbeweis, wenn die Managementebene Aktien des eigenen Unternehmen verhökert – denn wer weiß schließlich besser als sie, wie die aktuellen Unternehmensaussichten einzuschätzen sind. Was in den Boomphasen der späten 90er Jahre noch als vertretbare Gewinnmitnahme abgehakt werden darf, stößt in Zeiten wie diesen doch etwas sauer auf. Sind die Aussichten der Konjunktur/des Unternehmens nach Einschätzung der Leute, die am Hebel sitzen, vielleicht doch nicht ganz so rosig, wie gemeinhin angenommen? In Ermangelung anderer plausibler Gründe darf man davon wohl ausgehen.

Die GoingPublic Kolumne erscheint jeweils montags, mittwochs und freitags in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

 

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