Es gab mal Zeiten, als wirklicher Wettbewerb auf dem Strommarkt zumindest zur Debatte stand, da klagten die Marketing-Experten der Stromkonzerne über das Wesen der Ware: Strom sei für den Kunden nicht unterscheidbar, man könne ihn nicht in Hochglanz-Papier verpacken, und die Produkteigenschaften und Liefersituationen seien so grässlich gleich: Kein Toaster der Welt toastet besser, weil der Strom von diesem oder jenem Anbieter stammt. Wie sich also vom Wettbewerber unterscheiden? So gesehen macht es natürlich Sinn, auf Wettbewerb zu verzichten.

Deshalb kann man ja trotzdem nahe beim Kunden sein. Zum Beispiel, wenn der nach Ökostrom verlangt. Dann soll er ihn bekommen. Auf einmal sind die Produkteigenschaften vorteilhaft: Man sieht dem Strom nicht an, ob er aus dem Atomkraftwerk oder dem Photovoltaikmodul stammt. Zurückverfolgung unmöglich. Also etikettiert Ihr über den Umweg des Zertifikatehandels Atomstrom in Ökostrom um. Und dies vollkommen legal.

Das nennt man eine Win-Win-Situation: Der Kunde bekommt, was er will, und dem Gewinn schadet dieses Ökogedöns auch nicht. Denn die Sache ist ja denkbar einfach, jeder Betriebswirtschaftsstudent lernt das im 1. Semester: Je billiger man einkauft und je teurer man verkauft, um so höher ist der Ertrag. Dass Ihr das mit dem teuer Verkaufen schon ganz gut raus habt, weiß der Verbraucher spätestens seit der letzten Preisrunde. Billig Einkaufen klappt also auch.

Nein, diese ganze Aufregung um Eure perfekt eingefädelte Super-Masche, das ist doch alles nur geheuchelt: Wer würde nicht gerne einen ähnlich guten Reibach machen? Und wo die Kernkraftwerke nun mal schon da sind, da wäre es ja genau genommen schade, nicht wahr, auch wenn der Kunde eigentlich etwas anderes will. Nein, Unternehmen müssen gute Gewinne machen, und da leisten die Energie-Manager einen optimalen Job. Das muss mal herausgestellt werden. Ihr Können hilft letztlich allen Bürgern: Unternehmen, die kräftige Gewinne machen, investieren und zahlen ihren Aktionären satte Dividenden. Davon profitiert sowohl die Investitionsgüter-Industrie als auch die konsumentengestützte Binnennachfrage. Mehr kann man nicht verlangen. Gute Arbeit, Ihr Energie-Manager.

Stefan Preuß

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