Die Deutsche Telekom hat einen neuen Chef, und diese Nachricht war Anlegern ein Kursplus von drei Prozent wert. Nun ja – wer echte Kursraketen sucht, für den wird es auch in Zukunft unter der Telekom-Adresse heißen: Kein Anschluss unter dieser Nummer. Gemessen an der Vielzahl der Tarifoptionen, der Schlagzahl neuer Angebote und der Umfänglichkeit des Kleingedruckten – von bundeseinheitlichen Feiertagen bis hin zu individuell konfigurierbaren City-Tarif-Gebieten – wirkt das Fahrpreisgefüge der Deutschen Bahn fast schon transparent. Dabei werden nur die wenigsten Kunden die Servicemitarbeiter als unfreundlich einstufen. Wer kann schon Urteile über Menschen abgeben, die man kaum zu Gesicht bekommt?

Nach dem Höhenflug der Aktie, der das Papier sogar in dreistellige Kursregionen führte, gründelt der Anteilsschein seit geraumer Zeit in den Tiefen unsäglicher Kursniederungen. Zum schlechten Standing bei den Anlegern dürfte auch die T-Online-Aktion mit der Zwangswiedereingliederung in den Konzern beigetragen haben. Für immer mehr Anleger war klar: Telekom – nein danke. Nach Lage der Dinge ist das für die Deutsche Telekom nach wie vor richtig – der neue Chef René Obermann muss erst beweisen, dass er etwas bewirken kann – nicht aber für den gesamten Sektor.

Kommunikation in veränderlichen Gewichtsanteilen im Festnetz, am Handy oder über Breitbandkabel ist und bleibt ein riesiges Geschäft, in dem pfiffige Anbieter mit attraktiven Leistungen und gutem Service hohe Renditen erzielen können. Vor allem jene Unternehmen, die sich in der Hauptsache um Geschäftskunden kümmern, erzielen überdurchschnittliche Margen. Die Erfahrung mit der Deutschen Telekom, aber auch anderen Giganten der Branche wie Vodafone oder France Telecom, zeigt, dass nicht unbedingt bei den großen Unternehmen große Kurssteigerungen warten, sondern im Unterschied zu vielen anderen Branchen Small- und MidCaps die bessere Lösung sein können. Zumal mindestens in Deutschland die Regulierungsbehörde im Streben nach mehr Wettbewerb auf absehbare Zeit auf deren Seite stehen wird. Wegen des Kursgemetzels bei der Deutschen Telekom ganz auf einschlägige Werte zu verzichten wäre auf alle Fälle ein Fehler.

Stefan Preuß

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