Viele Investoren werden mit von der Partie sein wollen, die wenigsten nur dürften sich aber Investoren nennen. Mehr als eine Liebhabergeschichte dürfte das Google-IPO nicht werden. Alles andere als hochgeschaukelte Mondpreise wären nämlich eine faustdicke Überraschung. Aber fragen wir doch mal konkret: Was oder wie viel ist Google überhaupt wert?

Die Internet-„Findemaschine“ weist eine Nettomarge von 40 % auf, ist mithin doppelt so profitabel wie Yahoo, die auf ein 2004er KGV von über 80 kommt. Internet-Auktionshaus Ebay dagegen erzielt doppelt so viel Umsatz wie Google und Buchhändler Amazon nochmals das Doppelte. Amazon dagegen wirtschaftet mit weit geringeren Margen und verfügt daher über ein vergleichsweise spärliches KGV von 40. Nach diesem Ringelpiez und Kreisschluß könnte Google jedwede Bewertung unterhalb von Amazon (rund 17 Mrd. US-$ Marktkapitalisierung) bis oberhalb von Ebay (51 Mrd. US-$) für sich beanspruchen. Wir tippen auf oder besser: befürchten eine Bewertung um oder gar jenseits der Marke von 50 Mrd. US-$ – vorausgesetzt, die Marktstimmung kippt nicht völlig bis dahin.

Wenn der Hype grassiert, ist Ernüchterung nicht weit. Natürlich werden auch bei Google die Wachstumsmärkte (eMail, Hosting) ausgehen, die Margen sinken (fast der gesamte Umsatz stammt aus Werbung) und die unzähligen im Umlauf befindlichen Aktienoptionen den Ertrag verwässern. Wenn man sieht, wie Yahoo in den letzten beiden Jahren aus seinen eigenen Ruinen wiederauferstanden ist – fast eine Verzehnfachung im Kurs –, so darf man an einer Wiederholung der Erfolgsgeschichte realistischerweise keine Zweifel hegen. Noch nicht.

PS: Das letzte Unternehmen, das bei einem Börsengang hierzulande in Deutschland von der Auktionsmethode Gebrauch machte, war Trius. Weniger der Umstand, daß Trius inzwischen insolvent ist, ist von Belang als vielmehr das Datum: 9. März 2000. Einen Tag später erreichte der Neue Markt sein High und brach anschließend unter der kumulierten Phantasie seiner Anleger zusammen.

Falko Bozicevic

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